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Vorsorge und Hygiene retten Leben! Parvovirose des Hundes

Teilnahmslosigkeit ist eines der Anzeichen für Parvovirose.
Teilnahmslosigkeit ist eines der Anzeichen für Parvovirose. Foto: JacLou DL / Pixabay

von: Denis Haug
Tierarzt bei der Tierrettung München e.V.

Ratgeber Tiermedizin –

Bei der Parvovirose handelt es sich um eine gefährliche Infektionskrankheit, die insbesondere bei sehr jungen Hunden zu schwersten Durchfallerkrankungen, aber auch symptomlos zum Tode binnen weniger Stunden führen kann. Betroffen sind vor allem nicht geimpfte, oft aus dem Ausland importierte Tiere. Die Parvovirose wird durch das Canine Parvo-Virus (CPV) verursacht. Viren sind sehr klein, unbehüllt, extrem widerstandsfähig und daher noch teils Monate nach deren Ausscheidung mit dem Hundekot ansteckend.

Die Übertragung erfolgt meist oral durch Kot anderer Hunde oder damit verunreinigtes Futter, Schuhe oder andere Gegenstände. Über die Schleimhaut tritt das Virus dann auf die Lymphknoten und andere Lymphorgane, sowie auf Zellen des Dünndarms und des Knochenmarks über. Dies führt nach 4-10 Tagen zu zunehmender Teilnahmslosigkeit und Fieber, meist mit wässrigem Durchfall und Erbrechen. Der Durchfall kann blutig sein und führt oft schnell zu gefährlichem Flüssigkeitsverlust. An der geschädigten Darmwand verursachen weitere Erreger dann oft zusätzliche Infektionen. Darüber hinaus kann es zum Übertritt von Erregern auf andere Organe und zu lebensbedrohlichen Blutvergiftungen kommen. Weiter zählen Einstülpungen des Darms und Blutungen durch Gerinnungsstörungen zu den Komplikationen des Krankheitsverlaufes. Die Schwere der Erkrankung hängt aber wesentlich von Alter und Immunstatus des Tieres, sowie der aufgenommenen Viruslast ab. Vor allem bei sehr junge Welpen kann auch eine Entzündung des Herzmuskels auftreten. Diese kann dann schon früh, also vor dem Bestehen von Krankheitszeichen, plötzlich zum Tode führen.

Tierärzte können dieser Erkrankung vor allem mit intensivmedizinischen Maßnahmen wie Infusionstherapie und Wärmen, aber auch mit Schmerzmitteln, Antibiotika, Immunpräparaten und Antibrechmitteln entgegentreten. Teils sind auch eine künstliche Ernährung und Bluttransfusionen notwendig.

Die Überlebenschancen ohne intensivmedizinische Betreuung sind gering, aber auch mit Hilfe solcher Maßnahmen überleben nicht alle Tiere.

Das Absinken weißer Blutkörperchen durch einen hohen Verbrauch ist typisch für die Erkrankung. Sie führt zur Schwächung des Immunsystems und ist ein wichtiger Anhaltspunkt, um die Heilungschancen einzuschätzen. Zur Diagnose werden außerdem Schnelltests des Kots eingesetzt, die aber nur bei positivem Befund beweisend sind und daher gegebenenfalls wiederholt werden müssen.

Parvovirose bei einem drei Monate alten Hund.
Parvovirose bei einem drei Monate alten Hund. Foto: Uwe Gille - Eigenes Werk CC BY-SA 3.0

Aus diesem Grunde kommt der Vorsorge und Hygiene, wie bei den meisten Virusinfektionen, ein besonders hoher Stellenwert zu. Erkrankte Tiere müssen unmittelbar in Quarantäne überwacht und behandelt werden, da sie schon nach 4-5 Tagen, also oft vor dem Auftreten von Symptomen, infektiösen Kot ausscheiden und damit andere Tiere bereits anstecken können. Zur Inaktivierung der Viren sind spezielle Desinfektionsmittel nötig.

Grundsätzlich können sich alle Hunde mit Parvovirose infizieren. Insbesondere junge, ungenügend geimpfte Hunde, die unmittelbar z.B. aus Osteuropa importiert wurden, erkranken häufig. Daher spielt die Impfung von Muttertieren und Welpen eine große Rolle. Die Grundimmunisierung wird ab der 6. Lebenswoche drei Mal im Abstand von 4 Wochen per Injektion verabreicht. Anschließend muss sie nach einem und dann nur noch alle drei Jahre mit der Impfung aufgefrischt werden. Für Menschen ist das Virus nicht gefährlich.

 

Denis Haug
Tierarzt bei der Tierrettung München e.V.