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Unter Umständen tödlich: Rattengift

Einige Rattenarten leben als Kulturfolger in der Nähe des Menschen

von: Nora Kraetzer

Ratgeber Gefahrenprävention –

Egal, ob es zur „Schädlingsbekämpfung“ ausgelegt wurde oder von Bürgern, um womöglich Tieren zu schaden – die Aufnahme von Rattengift kann für unsere Vierbeiner ernste Folgen haben, und auch tödlich enden. An Orten, wo es offiziell ausgelegt wurde, werden Schilder aufgehangen, die auf die Gefahr hinweisen. Hier ist es sinnvoll, seinen Hund an der Leine zu halten und ihn nichts aufnehmen zu lassen. Katzen sollten unter Umständen für eine Weile drinnen gehalten werden.

Mittlerweile gibt es genügend Portale im Internet, wo auf nicht offizielle Auslagen von Rattengift hingewiesen wird. Leider meist dann, wenn es schon zu einem Zwischenfall kam.

Rattengift ist unter anderem deshalb gefährlich, weil seine Wirkung sehr zeitverzögert auftreten kann. Bis zu 72 Stunden später auf jeden Fall, allerdings sind auch Symptome nach 1-2 Wochen möglich. Da das Mittel eigentlich gegen Ratten zur „Schädlingsbekämpfung“ hergestellt wird, hat die Zeitverzögerung einen Sinn: Ratten schicken Vorkoster zu ihrer Nahrung. Damit die restlichen Ratten das Versterben des „Vorkosters“ nicht in Verbindung mit dem versetzten Futter bringen, tritt die tödliche Wirkung später ein. Somit fressen mehr Ratten das giftige Futter.

Rattengift enthält Cumarinderivate (chemisch verändertes Cumarin, welches u.a. in Steinklee und Tonkabohnen vorkommt, wo es ungiftig ist), die in die 1. und 2. Generation aufgeteilt werden. Die 1. Generation ist noch schnell wirksamer (ca. 14 Stunden), die 2. Generation entfaltet seine Wirkung später (Tage). Die Symptome sind ähnlich. Im Alltag ist es natürlich schwierig zu differenzieren, welches Gift unser Haustier aufgenommen hat. Wenn allerdings die Möglichkeit besteht, versuchen Sie es bitte immer herauszufinden und Ihrem Tierarzt mitzuteilen!

Die Aufnahme des Gifts führt zu inneren Blutungen, welche ebenfalls die Todesursache sein kann. Cumarin reduziert das Vitamin K im Körper, welches wichtig für die Herstellung der Gerinnungsfaktoren ist (vereinfacht: Zellen, die für die Blutstillung zuständig sind). Die Symptome, die der Besitzer wahrnimmt, werden zunächst unspezifisch sein. Hierzu gehören Teilnahmslosigkeit, blasse Schleimhaut, Erbrechen/ Durchfall. Etwas aussagekräftiger sind Symptomatiken, wo es zu Blutungen ohne ersichtlichen Auslöser kommt, wie Nasenbluten, blutiges Erbrechen/ Durchfall, Zahnfleischbluten, blutiger Husten, blutiger Urin, etc. Allerdings gilt es auch hier, Differentialdiagnosen abzuklären! Außerdem ist der Vorbericht sehr wichtig, inwiefern der Halter eine Giftaufnahme beobachtet hat oder dieselbige wahrscheinlich ist (durch Nachbarn, im eigenen Garten, gefährdetes Gebiet, Hund, der eh alles frisst).

Aktivekohle kann helfen

Wenn die oben beschriebenen Symptome auftreten oder die Aufnahme kurz zuvor beobachtet wurde, ist die Vorstellung bei einem Tierarzt unabdingbar. Wenn es zeitlich noch möglich ist, wird der Tierarzt das Tier erbrechen lassen (per Spritze), um die Aufnahme des Giftes in den Körper möglichst gering zu halten. Danach kann es sinnvoll sein, dem Tier Aktivkohle zu verabreichen, um die Resorption im Darm zu verringern.

Falls die Aufnahme schon länger her ist, bzw. Symptome auftreten, wird es etwas schwieriger. Die eindeutige Diagnose „Cumarinvergiftung“ ist nicht so einfach zu stellen. Die Symptome sind hinweisend, und wie bereits erwähnt, der Vorbericht wichtig, allerdings gibt es keine zeitlich sinnvolle Nachweismethode für das Gift im Körper. Durch das Blut ist es aber möglich, die Gerinnungszeit zu testen (welche ja aufgrund des Giftes verzögert wäre). Bei erhärtetem Verdacht wird dann eine Vitamin K Substitution, das Vitamin, welches Cumarin ja reduziert, vorgenommen. Die Behandlung nimmt einige Zeit (bis zu Wochen) in Anspruch. Unter Umständen ist es ebenso nötig, den Vierbeiner einige Tage, je nach Zustand, in der Klinik zu belassen.

Die Prognose bei einer Vergiftung geht von sehr gut bis tödlich. Sie ist stark abhängig von der aufgenommen Dosis, von der Stärke der Symptome und von der Zeit, bis gehandelt wird.

Es bleibt noch zu unterscheiden, ob Hund und Katze betroffen sind. Der Erfahrung vieler Tierärzte nach, erkranken Katzen weniger häufig als Hunde. Dies mag daran liegen, dass Katzen bei der Futteraufnahme wählerischer sind als manch ein Hund. Katzen nehmen das Gift meist eher über Mäuse oder Ratten auf, die wiederum das Gift aufgenommen hatten. Hier ist es natürlich noch schwieriger zu beurteilen, wieviel Gift dann in der Katze ist. In jedem Fall macht es Sinn, bei Verdachtsmomenten lieber einmal mehr zum Tierarzt gehen, als einmal zu wenig!