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Wie viel darf mein Tier trinken?

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von: Dr. Birgit Schwarzmann

Ratgeber Haustiere –

Wasser ist ein wichtiger Bestandteil im Stoffwechselgeschehen des Organismus. Daher ist die tägliche Aufnahme von Wasser über das Futter oder durch Trinken enorm wichtig.

Normale Trinkmengen bei Haussäugetieren bewegen sich im Bereich bis maximal 100 ml/kg/Tag. Ein Teil dieses aufgenommenen Trinkvolumens wird im Körper verbraucht. Deshalb werden mit dem Urin nur bis zu 50 ml/kg/Tag wieder ausgeschieden.

Beobachtet man bei seinem Vierbeiner vermehrtes Trinkverhalten, so muss dass nicht zwangsläufig auf eine Erkrankung hindeuten. Auch unter physiologischen Bedingungen wie zum Beispiel während der Trächtigkeit, ausgiebigen Spaziergängen, hohen Außentemperaturen, Training mit dem Hund, etc. ist eine verstärkte Aufnahme von Flüssigkeit durchaus normal. Ein Futterwechsel von Feuchtfutter auf Trockenfutter oder das Füttern gewürzter Speisereste kann auch dazu führen, dass Ihr Tier mehr trinkt. Auch bestimmte Medikamente, z. B. Cortison, können zu einer erhöhten Wasseraufnahme führen.

Sollten Sie bei Ihrem Tier beobachten, dass es ohne die Änderung der Lebens-gewohnheiten, oder Umweltfaktoren bzw. nach Medikamenteneinnahme mehr trinkt, ist es angebracht der Ursache auf den Grund zu gehen. Zunächst können Sie die Trinkmenge Ihres Vierbeiners selbst bestimmen, indem Sie Wasser mit einem Messbecher abmessen, bevor es in den Trinknapf gefüllt wird und diese Messung über 24 Stunden durchführen. Wiederholen Sie diese Trinkmengenbestimmung (über einen Zeitraum von 24 Stunden) noch zwei Mal und bilden einen Durchschnittswert der drei Messungen. Dies ist sinnvoll, weil die tägliche Wasseraufnahme schwanken kann. Bestätigt sich nun objektiv der zuvor gewonnene Eindruck des vermehrten Trinkens, ist es ratsam tierärztlichen Rat zu suchen. Dieser wird durch Ihren Vorbericht und nach ausführlicher allgemeiner klinischer Untersuchung gegebenenfalls schon eine Diagnose bzw. Verdachtsdiagnose stellen können. In vielen Fällen wird es aber notwendig sein, weiterführende Untersuchungen durchzuführen. Hierzu zählen eine vollständige Blutuntersuchung, um Hinweise auf Entzündungen und Organveränderungen zu erhalten und eine Urinuntersuchung. Nachfolgend werden einige, häufig diagnostizierte Erkrankungen, die mit Polydipsie/Polyurie einhergehen kurz beschrieben. Es ist allerdings anzumerken, dass es auch andere als die unten aufgeführten Gründe geben kann. Die Ursachen können sehr vielfältig sein. Als eine wichtige Ursache für vermehrtes Trinken können Durchfallerkrankungen unterschiedlicher Genese genannt werden. Die Tiere müssen das über den Magen - Darm - Trakt verlorene Wasser wieder auffüllen. Weitere häufige Erkrankungen beim Hund, die zu vermehrtem Trinken und dadurch resultierendem vermehrtem Urinabsatz führen sind Pyometra (Gebärmutterentzündung), Diabetes mellitus (Blutzuckerkrankeit), vermehrte Produktion von körpereigenem Cortison (Hyperkortisolismus bzw. Cushing - Syndrom) und chronische Niereninsuffizienzen. Bei der Katze gehören zu den Hauptursachen chronische Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus oder Schilddrüsenüberfunktion. Bei einer Pyometra fällt den Tierhaltern häufig auf, dass die Tiere neben vermehrtem Trinken auch Erbrechen und Lethargie zeigen. Oft ist ein eitrig blutiger Vaginalausfluss sichtbar. Der Tierarzt wird zur Absicherung der Diagnose ein Röntgenbild anfertigen oder eine Ultraschalluntersuchung des Bauches vornehmen und eine mit Flüssigkeit gefüllte Gebärmutter vorfinden. Nach Ausgleich des Flüssigkeitsdefizits und beginnender Antibiotikatherapie ist eine Kastration angezeigt.

Der Blutzuckerkrankheit (Diabetes mellitus) liegt eine Störung im Insulinstoffwechsel zu Grunde. Insulin ist ein Hormon, welches die Aufnahme von Glucose, einem wichtigen Energielieferanten des Körpers, in die Körperzellen regelt. Durch die mangelnde Energiezufuhr für die Zellen wird Ihr Tier trotz gesteigertem Appetit an Gewicht verlieren und Anzeichen von Schwäche zeigen. Die nicht in die Zellen aufgenommene Glucose wird über die Nieren ausgeschieden und „zieht“ dabei Wasser mit, so dass Ihr Tier als Ausgleich mehr Trinken muss. Im fortgeschrittenen Stadium kann sich eine Linsentrübung einstellen, die zur Blindheit führen kann. Nach dem Diagnostizieren über Blutund Urinuntersuchung kann Ihr Tier über Anfertigen eines Blutzuckertagesprofils auf die richtige Insulindosis eingestellt werden. So kann noch viele Jahre ein lebenswertes Leben ermöglicht werden, sofern vor der Diagnosestellung nicht schon Begleiterkrankungen aufgetreten sind.

Hyperkortisolismus, eine vermehrte Produktion und Ausschüttung von Cortisol, dem Stresshormon des Körpers, wird bei 90 % der betroffenen Patienten durch einen gutartigen Tumor der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), dem Steuerungszentrum für die Cortisolausschüttung durch die Nebennieren, ausgelöst. Symptome sind neben vermehrtem Trinken Haarausdünnung bzw. Haarausfall und dünne faltige Haut, Muskelabbau und Fettaufbau im Bauchbereich, Entwicklung eines sekundären Diabetes mellitus sowie die Neigung zu Harnwegsund Hautinfektionen. Die Diagnose wird über Blut- und Urinuntersuchungen und gegebenenfalls über Ultraschall, wenn der Verdacht eines Nebennierentumors besteht, gestellt. Therapeutisch wird bei einer hypophysären Ursache medikamentell vorgegangen, bei einem Nebennierentumor wird die betroffene Nebenniere chirurgisch entfernt.

Die chronische Niereninsuffizienz ist eine bei vorwiegend älteren Tieren auftretende Erkrankung, wobei Katzen viel häufiger betroffen sind. Kennzeichnend ist der schleichende Verlauf. Appetitlosigkeit, häufiges Erbrechen, Gewichtsverlust sind Erscheinungen, die den Besitzern neben vermehrtem Trinken auffallen. Gerade Katzen können diese fortschreitende Erkrankung lange kompensieren, so dass ab einem Alter von etwa 7 - 8 Jahren eine jährliche Blut- und Urinuntersuchung anzuraten ist, um notfalls mit therapeutischen Maßnahmen frühzeitig beginnen zu können. Es gilt nämlich, je früher eine Behandlung erfolgt, desto größer sind die Chancen Ihrem Tier noch mittel- bis langfristig ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Eine sehr wichtige Rolle spielt hierbei die Umstellung auf ein Nierendiätfuttermittel. Die Schilddrüsenüberfunktion ist bei älteren Katzen die häufigste hormonelle Erkrankung, ausgelöst durch gutartige Tumore. Es werden vermehrt Schilddrüsenhormone ausgeschüttet, die zu einer Beschleunigung des Stoffwechsels führen, was sich häufig in vermehrtem Trinken und vermehrter Futteraufnahme bei gleichzeitigem Gewichtsverlust. Der Tierarzt kann beim Abtasten der Schilddrüse eventuell eine Vergrößerung feststellen. Die Diagnose wird bestätigt durch eine hormonelle Blutuntersuchung. Ist Schilddrüsenüberfunktion erst einmal diagnostiziert kann sie medikamentös, chirurgisch oder durch Radiotherapie behandelt werden mit guter Prognose.

Auch eine Vielzahl anderer Erkrankungen kann selbstverständlich zu vermehrtem Trinken führen. Beobachten Sie Ihr Tier deshalb sehr genau, um dem Tierarzt einen möglichst vollständigen Vorbericht zu geben. Dieser kann auf Grund Ihrer Schilderungen gezielte Untersuchungen vornehmen. Ab einem bestimmten Alter sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, wie beim Menschen üblich, anzuraten, um frühzeitig Anzeichen für Erkrankungen festzustellen. Je früher eine Krankheit erkannt wird, desto besser sind die Chancen auf Heilung oder Milderung der Symptome.

Körpergewicht

Maximale Trinkmenge je Tag
 3 Kg / 300 ml
 4 Kg / 400 ml
 5 kg / 500 ml
 6 Kg / 600 ml
 7 Kg / 700 ml
 8 Kg / 800 ml
 9 Kg / 900 ml
 10 Kg / 1000 ml
 usw.

Maximale Trinkmengen bei Hund und Katze
Quelle: Innere Medizin der Kleintiere (Nelson, Couto)