Notruftelefon: 01805 TIERRE 01805 84 3773* * 0,14 Euro/Min aus dem dt. Festnetz, max. 0,42 Euro/Min aus dem Mobilfunknetz

Ambulante OP im Englischen Garten

Die Versorgung des Bibers
An dieser Stelle wurde der Boiber gefunden. Foto: © aktion tier Tierrettung München e.V.
Rettungseinsätze –

Hunde, Katzen, Vögel aller Art, Hamster, Meerschweinchen, Mäuse, Ratten und noch einige andere Tiere gehören zu den Patienten, die die Münchner Tierrettung mit ihrem mobilen Team rund um die Uhr, so schnell es nur geht, tierärztlich vor Ort versorgt. Dem Ärzteteam ist also so schnell nichts fremd.

Von Dr. Sylvia Haghayegh. Das änderte sich, als die Tierrettung München von offizieller Seite, nämlich der Unteren Jagdbehörde in der Person von Herrn Anton Fellner, mit dem die Tierrettung schon öfter zusammenarbeitete, an den Eisbach im Tucherpark zu einem Notfall gerufen wurde.

Ein aufmerksamer Spaziergänger hat in einem Gebüsch liegend, einen Biber gesehen, der auch beim Näherkommen nicht das Weite suchte. Beim genauen Hinschauen sah der tierliebende Wanderer, dass das Tier stark blutete und vermutlich so geschwächt war, dass er nicht mehr flüchten konnte. Der Spaziergänger handelte sehr entschlossen und verständigte Herrn Anton Fellner (Untere Jagdbehörde der Stadt München) und dieser dann unverzüglich auch die Tierrettung München, da klar war, dass hier so schnell wie möglich eine tierärztliche Untersuchung notwendig war.

Aber auch die Untere Naturschutzbehörde wurde darüber unterrichtet, da der Biber nicht dem Jagdrecht unterliegt, sondern unter Naturschutz steht. Vor Ort stellte sich schnell die Frage, wie man dieses extrem scheue Tier jetzt einfangen sollte. So ganz nah würde das Tier, trotz seiner Verletzung, niemanden lassen und die Ärzte wollten auf keinen Fall riskieren, dass der Biber beim Näherkommen auf nimmer Wiedersehen im Eisbach verschwindet. Eine Vollnarkose, verabreicht mittels eines Blasrohrs, schied ebenfalls aus, da hier das Risiko bestand, dass das Tier in seinem Schreck durch die Wucht des Aufpralls des Narkosepfeils ins Wasser flüchtet und dort dann die Narkose zu wirken beginnt. Herr Fellner, der als passionierter und dabei immer das Wohl der Tiere im Auge habender Jäger Erfahrung im Umgang mit Wildtieren hat, ergriff die Initiative und warf beherzt einen Kescher über das 15 kg schwere Nagetier. So gefangen, konnte jetzt die Tierärztin Frau Dr. Sylvia Haghayegh mit der Untersuchung des Tieres beginnen.

Schnell stellte sich heraus, dass das Tier aus einer fünf Zentimeter langen Schnittwunde am Ballen des rechten Hinterfußes stark blutete. Die Wunde wurde in örtlicher Betäubung versorgt und mit resorbierbarem Nahtmaterial zugenäht. Über 20 Minuten dauerte die tierärztliche Versorgung. Der Biber konnte anschließend wieder ins Gebüsch zurück gebracht werden. Dieser hatte dann nichts eiligeres zu tun, als schnell das sicher erscheinende Gewässer aufzusuchen. Vielleicht war das abschließende Platschen mit seinem flachen, breiten Schwanz (seiner Kelle - siehe Kasten) im Wasser des Eisbachs das Dankeschön an alldiejenigen, die ihm zum weiteren Leben verholfen haben. Wieder ist hier ein Tier wohl Opfer einer von Menschen achtlos zurückgelassenen Flasche geworden, die zu Bruch gegangen ist. Immer wieder verletzen sich sowohl Menschen wie auch Tiere an den Scherben von Flaschen (auch am Flaucher mussten bereits mehrmals Hunde mit Verletzungen durch Glasscherben versorgt werden), die zu den Hinterlassenschaften von Menschen gehören, die am Eisbach ihre feuchtfröhlichen Gelage abhalten.

Biber - Castor fiber

Der Biber gilt als das größte europäische Nagetier. Er wird 25-30 kg schwer und erreicht eine Kopfrumpflänge ohne Kelle (Schwanz) von 90-130 cm. Zwischen den Hinterzehen befinden sich Schwimmhäute. Seine 40 cm lange Kelle ist waagrecht flach und mit Schuppen besetzt.

Die Lebensräume der Biber sind am Wasser. Er baut gerne Reisigburgen im Wasser und Erdbaue im Uferbereich. Vor allem legt er Dämme an um den Wasserstand zu regulieren. Biber sind ausgezeichnete Schwimmer und Taucher. Das Nagetier ernährt sich von Wasserpflanzen, Gräsern und Kräutern, Rinde und Zweigen, am liebsten von Laubbäumen. Um an die Zweige zu gelangen, fällt er die Bäume indem er sie rundherum benagt, bis die Stämme umkippen.

Bis ins 18 Jahrhundert war der Biber in allen Seen- und Flusslandschaften Deutschlands weit verbreitet (vgl. Ortsnamen wie Biberach). Aber aufgrund seines schmackhaften Wildbrets und seines wertvollen Fells, wie auch dem begehrten Drüsensekret (Bibergeil) wurde er fast ausgerottet. Mittlerweile wurde er an verschiedenen Orten wieder eingebürgert, so auch an der Isar. Der Biber gehört zu den streng geschützten Tieren.