Notruftelefon: 01805 TIERRE 01805 84 3773* * 0,14 Euro/Min aus dem dt. Festnetz, max. 0,42 Euro/Min aus dem Mobilfunknetz

Maschendrahtzaun wird fast zu Todesfalle

Maschendrahtzaun wird fast zu Todesfalle
Das Kaninchen wollte wohl durch eine Masche des Zaunes hindurch schlüpfen, als es sich dann mit den Hinterläufen in den anliegenden Maschen des Zaunes verfing. Foto: © aktion tier Tierrettung München e.V.
Rettungseinsätze –

Einen ungewöhnlichen Notruf erhielten wir aus dem Stadtteil Hasenbergl an einem warmen Sonntag im August. Der Anrufer meldete, dass im Maschendrahtzaun seines Gartens ein Wildkaninchen feststeckt, welches höchstwahrscheinlich schon einige Zeit dort gefangen sein muss, da es Verletzungen aufweist und es bereits durch zahlreiche Fliegen gepeinigt wird.

Von Dr. Sylvia Haghayegh. Vor Ort bot sich uns ein ungewöhnlicher Anblick. Das Kaninchen wollte wohl durch eine Masche des Zaunes hindurch schlüpfen, als es sich dann mit den Hinterläufen in den anliegenden Maschen des Zaunes verfing. Es ist anzunehmen, dass sich das junge Tier bereits in der Nacht in dem Zaun verfangen hatte, den es in der Dunkelheit als Hindernis vielleicht nicht erkennen konnte. So zappelnd war das arme Wesen wohl schon einige Zeit in dieser misslichen Lage, denn ich konnte in einer ersten Untersuchung bereits deutliche Abschürfungen an beiden Hinterläufen feststellen, die durch die Befreiungsversuche entstanden waren.

Um das Tier möglichst schnell zu befreien, erwogen wir zunächst, den Draht rund um das Tier abzutrennen. Zum Befreien des Kaninchens musste ich es mit einer leichten Sedierung ruhig stellen. Nach der Beruhigung des Tieres war es dann jedoch möglich, die Gliedmaßen vorsichtig und einzeln nacheinander durch die Drahtmaschen zu führen und das Tier so zu befreien.

Beide Kniekehlen zeigten Hautabschürfungen, auf denen sich schon viele Fliegeneier befanden. Vorsichtig entfernte ich einzeln die Eier, um die empfindliche Haut an dieser Stelle nicht noch mehr zu reizen. Nach gründlicher Reinigung und schonender Desinfektion versorgte ich nun die Abschürfungen mit einzelnen chirurgischen Heften. Die größte Herausforderung hierbei war, die Wunden so zu versorgen, dass sie keiner Nachbehandlung in einem stationären Aufenthalt bedürfen. Wildkaninchen nehmen in Gefangenschaft meist kein Futter auf, so ist auch eine stationäre Nachbehandlung dieser Tiere kaum möglich. Sie müssen medizinisch so versorgt werden, dass sie so schnell wie möglich wieder in die Freiheit entlassen werden können. Die Verletzungen hatte ich so versorgt, dass eine Infektion nicht mehr wahrscheinlich war und so konnte das junge Tier schon kurz darauf wieder in seiner gewohnten Umgebung in die Freiheit entlassen werden.