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Kalziummangel bei säugender Hündin

Foto: Christel Müller, Pixelio
Wenn die Welpen mit der Milch zu viel Kalzium aus dem Körper des Muttertiers saugen, kommt es zu einem Kalziummangel im Blut. Foto: © Christel Müller/pixelio.de
Rettungseinsätze –

Vom Sonntag auf Montag gegen 2.30 Uhr erreichte mich eine Telefonanruferin, die völlig aufgelöst erzählte, dass es ihrem Hund sehr schlecht gehe, dass er weder gehen noch stehen könne. Das Fazit der Anruferin: Man möge schnell kommen, denn der Hund liege im Sterben.

Von Dr. Gabor Horvath. So schnell wie möglich fahre ich nach Giesing und finde in der Wohnung der Hundebesitzerin die sieben kg schwere Mischlingshündin Sally vor, die vor drei Wochen geworfen hatte. Schnell war mir klar, dass die Hündin an einer relativ seltenen Erkrankung litt. Es handelte sich um Eklampsie. Dies ist ein akuter, lebensbedrohender Zustand, der meistens im Rahmen der Säugezeit auftritt.

Wenn die Welpen mit der Milch zu viel Kalzium aus dem Körper des Muttertiers saugen, kommt es zu einem Kalziummangel im Blut. Dieser führt zu Muskelkrämpfen und dadurch zur Überhitzung des Körpers. Vor allem Hündinnen kleinerer Rassen mit mehreren Welpen sind betroffen. Obwohl Sally krampfend auf der Seite lag, war ihr Bewusstsein nicht getrübt. Sie hatte stattdessen einen panischen Blick. Die krampfenden Muskeln hatten ihre Körperinnentemperatur bereits auf 40,5°C erhöht. Sally konnte gar nicht mehr so schnell abhecheln, wie Hitze in ihrem Körper entstand. Außerdem war ihre Atmung auch durch die Erkrankung und die Krämpfe beeinträchtigt.

Sally wurde rasch ein Venenzugang gelegt und dadurch erfolgte eine langsame intravenöse Gabe von Kalzium mit ständiger Kontrolle des Kreislaufs. Dies war besonders wichtig, da eine zu schnelle Gabe auch einen Herzstillstand hätte hervorrufen können. Gleichzeitig wurde die Hündin mit Alkohol besprüht um ihre Temperatur zu senken. Durch schnelles Verdampfen kühlt Alkohol effektiver als Wasser. Der Zustand der Hündin besserte sich allmählich. Nach ihrer Stabilisierung wurde sie dann mit laufender Infusion zur weiteren Behandlung und Überwachung schnellstmöglich in eine Tierklinik gefahren. In der Tierklinik angekommen, waren Körpertemperatur, Blutkalziumspiegel und andere wichtige Parameter schon weitgehend normalisiert. Sally war aber natürlich noch sehr mitgenommen und erschöpft. Sie wurde auch über Nacht noch zur Intensivüberwachung behalten. Schon am nächsten Tag konnte sie jedoch zu ihren Welpen zurückkehren.

Bei einem Besuch einige Tage später war sie kaum wiederzuerkennen: ihr Blick und ihr Verhalten waren völlig anders. Sie ließ sofort erkennen, dass sie eine sehr pflichtbewusste und liebe Hundemama ist. Aufgrund der schnellen Hilfe konnte Sally also gerettet werden und die Eklampsie ist bei ihr seitdem auch nicht mehr aufgetreten.