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Hundedrama in Sendling Mischlingsrüde Jigger stürzt einen Abhang hinunter

Jigger
Bei der Untersuchung wies er, bis auf einen kleinen Kratzer zwischen den Augen, keine äußerlichen Verletzungen auf.

von: Von Lea Grünberg

Rettungseinsätze –

Gleich zwei Mal kurz hintereinander hat am 16. November das Notruftelefon bei der Tierrettung München geklingelt: Ein Passant und wenig später eine Erzieherin eines Kindergartens sprachen von einem regungslosen Hund, der in einem Wäldchen in Sendling (Kidlerplatz) einen Hang hinuntergestürzt sei.

Unser diensthabender Tierarzt Dr. Gabor Horvath zog wegen der Dramatik der Schilderung noch eine weitere Veterinärin der Tierrettung hinzu. Beide befanden sich noch bei einem anderen Einsatz, trafen aber mit ihren Notfallwägen kurz nacheinander gegen 10.30 Uhr am Einsatzort ein.

Dort stießen sie auf zwei jugendliche Passanten, die auf den verletzten, im Laub auf der Seite liegenden, Hund aufpassten, während dessen Besitzerin ihr Auto holte. Das Tier zitterte am ganzen Leib. Während unsere beiden Tierärzte den Hund untersuchten, kam die Besitzerin zurück und schilderte das Unglück: Jigger, ein kastrierter, siebeneinhalb Jahre alter Mischlingsrüde, sei einem Eichhörnchen gefolgt. Er sei die Böschung hinaufgerast, sagte sie, und mit einem Salto nach hinten gestürzt. Er habe noch kurz aufgejault und hat dann aber das Bewusstsein verloren. Die Besitzerin dachte sofort, dass ihr Hund tot sei. Wenig später kam Jigger jedoch wieder zu sich, konnte aber seinen Kopf nicht mehr halten und auch nicht aufstehen.

Äußerliche Verletzungen waren nicht zu erkennen

Bei der Untersuchung wies er, bis auf einen kleinen Kratzer zwischen den Augen, keine äußerlichen Verletzungen auf, befand sich aber in einem leichten Schockzustand und hörte nicht auf zu zittern. Sofort legte Dr. med. vet. Horvath einen Venenzugang am linken Hinterbein, um dem Tier schnell wirksame Medikamente zu verabreichen und den Kreislauf des Patienten mit einer körperwarmen Infusion zu stützen. Vor der Medikamentengabe hatte er noch eine Blutprobe für weitere Untersuchungen abgenommen. Während der Behandlung versuchte Jigger immer wieder, neugierig nach hinten zu schauen, doch sein Kopf wackelte dafür viel zu stark. Einer der netten jungen Männer übernahm das Halten der Infusionsflasche, damit sich die Tierärzte auf die weitere medizinische Versorgung des Patienten konzentrieren konnten.

Da ein schweres Wirbelsäulentrauma, wie z.B. eine Wirbelfraktur oder -luxation, sowie ein Bandscheibenvorfall nicht ausgeschlossen werden konnten, mussten die beiden Veterinäre sehr behutsam vorgehen, um keine weitere Rückenmarksverletzung zu provozieren. Sie legten Jigger auf eine speziell mit einem Vakuumkissen gepolsterte Trage, wo sie ihn für den Transport festschnallten und ihn in einen der beiden Rettungswägen bringen konnten. Jiggers Frauchen durfte während der Fahrt neben dem Transportkäfig sitzen. Jigger konnte sie zwar nicht sehen, aber hören, was auf beide Seiten beruhigend wirkt. Wenig später wurde Jigger von Dr. Horvath zur weiteren Diagnostik und medizinischen Versorgung an die Kollegen einer Fachklinik übergeben. Nach ersten Untersuchungen erhärtete sich Dr. Horvaths Verdacht: Jigger hat sich wohl bei seinem Sturz schwere Verletzungen an der Halswirbelsäule zugezogen. Sein Zustand ist bislang unverändert.

In den anschließenden Tagen wollten die Klinikveterinäre noch weitere Untersuchungen vornehmen. Eine Operation schien jedoch ausgeschlossen. Das Tier wird wohl mit konservativen Methoden weiter behandelt werden. Möglicherweise hat die beherzte und schnelle Reaktion von gleich mehreren Menschen dem Tier das Leben gerettet. Gerade in solchen akuten Notfällen geht es immer auch um den Faktor Zeit. Daher hoffen wir sehr, dass im Sinne des Tierschutzes und der Tiergesundheit auch in anderen Städten unserem Beispiel gefolgt und auch dort eine Notfallambulanz wie unsere Tierrettung eingerichtet wird. Den beiden Anrufern und auch den beiden jugendlichen Helfern möchten wir von Herzen für ihre Aufmerksamkeit und schnelle Reaktion danken.