Notruftelefon: 01805 TIERRE 01805 84 3773* * 0,14 Euro/Min aus dem dt. Festnetz, max. 0,42 Euro/Min aus dem Mobilfunknetz

Tierrettung erspart Istra (19) Fahrt in die Klinik – Warum es sich lohnt, auch ältere Tiere behandeln zu lassen

Katze Istra fraß weniger, putzte sich kaum noch, ging wackelig, zog sich mehr und mehr zurück und wollte schließlich nur mehr in ihrer Katzentoilette liegen. Foto: © aktion tier Tierrettung München e.V. Foto: © aktion tier Tierrettung München e.V.
Rettungseinsätze –

Wie ältere Menschen auch, leiden Haustiere, die in die Jahre kommen, gern unter diversen Zipperlein. Um ihren Lieblingen Stress zu ersparen und aus Furcht vor schlechten Prognosen, scheuen viele Tierbesitzer den Gang zum Veterinär. Erst vor kurzem, genau am 18. November, war unser Tierarzt Dr. Gabor Horvath wieder einmal mit einem derartigen Fall konfrontiert.

Von Lea Grünberg und Dr. Gabor Horvath. Istra wurde als kleines abgemagertes Kätzchen vor fast 19 Jahren von ihren Besitzern bei einem Urlaub in Istrien aus einer Disco gerettet, wo sie von Betrunkenen am Hinterbein herumgewirbelt wurde. Der Tierarzt vor Ort riet dem Ehepaar zum Einschläfern, sie entschieden sich jedoch sie zu „adoptieren“ und haben es nie bedauert. Sie wuchs bei ihren neuen Besitzern in einer Kleingartenidylle mit ihren Katzenkumpanen zu einer selbstbewussten und kräftigen Katze heran, die jedoch bei Transporten zum Tierarzt immer sehr gestresst und bei Untersuchungen sehr wehrhaft war. Seit längerem hatte Istra zwar einen langsam wachsenden Oberkiefertumor und erhöhte Leberwerte, war aber trotz ihres hohen Alters dennoch munter. Tage vor dem Einsatz der Tierrettung hatte sich ihr Zustand allerdings verschlechtert. Sie fraß weniger, putzte sich kaum noch, ging wackelig, zog sich mehr und mehr zurück und wollte schließlich nur mehr in ihrer Katzentoilette liegen. Zudem bemerkten ihre Besitzer gelegentlich einzelne Zuckungen. Sie waren besorgt und befürchteten, dass diese Symptome den Anfang vom Ende ihres Lieblings ankündigten, denn ihr vorheriger Kater hatte bei ähnlicher Symptomatik nur noch wenige Tage gelebt. Um Istra den zusätzlichen Stress eines Transports und einer Untersuchung in einer Praxis zu ersparen, riefen sie die Tierrettung, bei der sie seit Jahren Mitglied waren.

Eine Blutprobe konnte vor Ort gemacht werden

Am Einsatzort angekommen, stellte der diensthabende Tierarzt Dr. Gabor Horvath fest, dass Istra für eine 19-jährige Katze in relativ guter körperlicher Verfassung war. Sie ließ sich nur widerwillig untersuchen. Er stellte eine Schmerzhaftigkeit an der Wirbelsäule und den Hüftgelenken sowie Dehydrierung fest. Auf jeden Fall war weitere Diagnostik notwendig, um Ursachen und Prognose abklären zu können. Dank ihres neuen Blutanalysegerätes musste die Tierrettung die Patientin nicht zur weiteren Untersuchung in eine Klinik bringen, sondern konnte selbst sofort die entscheidenden Blutparameter im Notfalllabor bestimmen. Da Istra geschwächt war, verlief die Blutentnahme relativ problemlos. Während Dr. Horvath auf die Ergebnisse wartete, versorgte er die Patientin mit einer intravenösen Infusion, was sie geduldig ertrug. Die Werte des Notfalllabors waren, bis auf einen leichten Blutzuckeranstieg, was bei gestressten Katzen nicht ungewöhnlich ist, überraschend unauffällig. Istras Besitzer waren glücklich zu hören, dass Blutarmut, lebensbedrohliches Nierenversagen oder hochgradige Diabetes sowie Verschiebungen im Blutelektrolyt- und Säure-Basen-Haushalt ausgeschlossen werden konnten. Erst einmal bekam die Patientin ein entzündungshemmendes Schmerzmittel gegen ihre Arthroseschmerzen gespritzt, das ihr auch weiterhin in Tropfenform verabreicht werden sollte. Wegen des erhöhten Blutzuckers sollte die Haustierärztin zusätzlich die Fruktosamine, ein „Langzeitblutzuckerwert“, bestimmen und damit die Zuckerkrankheit endgültig ausschließen, sowie weitere Parameter, wie die weißen Blutkörperchen, Leber- und Schilddrüsenwerte (also in einem Differentialblutbild), die die Tierrettung mit unserem mobilen Gerät nicht messen kann, überprüfen. Die Tierrettung empfahl den Besitzern, mit dem Rest der Blutprobe die Haustierärztin aufzusuchen und das weitere Vorgehen mit ihr zu besprechen. Eine Woche später erkundigte sich Dr. Horvath nach dem Wohlbefinden der kleinen Patientin. Nach der Behandlung sei Istra regelrecht aufgeblüht, sagten die Besitzer. Außerdem konnte dank der Blutprobe festgestellt werden, dass Istra tatsächlich neben den Arthrosen an einer Schilddrüsenüberfunktion litt. Es handelt sich um eine Erkrankung älterer Katzen, die den gesamten Stoffwechsel beeinflusst, aber gut mit täglicher Medikamentengabe behandelbar ist. Unbehandelt führt sie jedoch zu Gewichtsverlust, Herzrasen und schließlich zum Tod der Patienten.

Durch das rasche Eingreifen der Tierrettung, durch die Blutuntersuchung und die daraus resultierende Behandlung werden nun Istra und ihre Besitzer noch eine schöne Zeit miteinander verbringen können. Unsere Vizepräsidentin und Gründerin der Tierrettung München Dr. Evelyne Menges sagt dazu: „Wie dieser Fall zeigt, bedeutet das hohe Alter eines Tieres allein keine schlechte Prognose. Tierbesitzer sollten daher keine Angst vor Untersuchungen ihres Lieblings beim Tierarzt haben. Viele Erkrankungen im Alter lassen sich gut behandeln. Mit einer weiterführenden Diagnostik wie z.B. einer Blutuntersuchung kann die Lebenserwartung und vor allem die Lebensqualität eines Tieres deutlich verbessert werden. Je nach Situation kann bei einem kooperativen Patienten eine Blutentnahme zu Hause verhindern, dass das Tier unnötig transportiert wird, es durch den Transport zu Zeitverlust oder dem Verfälschen von Blutparametern durch erhöhten Stress kommt. Nach dem Notfalllabor kann die Blutprobe dann beim Haustierarzt auf weitere Parameter untersucht werden“.