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Rückblick auf 2014 Tierrettung München auf Erfolgskurs

Diese Tabelle zeigt eine Zusammenfassung der wichtigsten Einsatzgründe. Foto: © aktion tier Tierrettung München e.V.

Von Dr. med. vet. (Univ. Budapest) Gabor Horvath. Während es 2001, in dem Gründungsjahr der aktion tier-tierrettung münchen e.V., „nur“ 535 Einsätze waren, die anfangs von einem einzigen Tierarzt, später von einem Team aus fünf Tierärzten bewältigt werden konnten, mussten 2014 die Mitglieder unseres engagierten und kompetenten Rettungsteams (mittlerweile aus neun Tierärzten und zahlreichen Assistenten bestehend) 3824 Mal zum Noteinsatz ausrücken. Um die gestiegene Anzahl der Einsätze zu meistern, war neben dem wachsenden Kreis der Mitarbeiter natürlich auch ein größerer Fuhrpark erforderlich. So wurde im letzten Jahr unser „alter“ Sprinter nach knapp 400.000 km in über zehn Jahren endgültig in seine wohlverdiente Rente verabschiedet und gleich von zwei modernsten und bestens ausgestatteten Einsatzwägen, „Missy“ und „Finett“, abgelöst. Mit ihnen stehen uns heute insgesamt fünf Rettungsfahrzeuge zur Verfügung.

Mehr als die Hälfte der gefahrenen Rettungseinsätze fiel in den Bereich Haustiere wie Hunde, Katzen, kleine Heimtiere und Ziervögel. Die restlichen Notfälle betrafen Fundkatzen, Fundhunde und sonstige Fundtiere sowie einheimische Wildvögel und andere Wildtiere wie zum Beispiel Igel, Wildkaninchen, Eichhörnchen, Siebenschläfer, Fledermäuse, Füchse, Rehe oder sogar so seltene einheimische Tiere wie Biber aber auch Exoten wie z. B. Ibis (siehe Diagramm).

Im vergangenen Jahr haben wir bei vielen dringenden Noteinsätzen um das Leben unserer Patienten kämpfen müssen. So waren wir 125 mal bei Tieren, die schon beim Anruf des Besitzers bzw. Finders um ihr Leben rangen, 133 mal mussten wir unsere Patienten vor dem Ersticken bewahren. 58 Patienten sind kollabiert oder litten unter schwerem Schock. 34 Patienten hatten Herzversagen, 22 eine Thrombose der Hauptschlagader. Über 40 mal hatten wir allergische Reaktionen oder Insektenstiche behandelt. Von den fast 200 krampfenden Patienten hatten 12 Epilepsie in seiner schwersten Form, den sogenannten Status epilepticus (nicht enden wollender Anfall mit Gefahr von Überhitzung, bleibenden Hirnschäden, Organversagen und Tod). Bei zwei Patienten war die Ursache des Anfalls eine Unterzuckerung (Insulinüberdosierung). In 16 Fällen war es nicht gleich ersichtlich, warum der Patient unterkühlt ist. Zwei Tiere hatten Hitzschlag. Über 200 mal hatten wir es mit Fieber, Infektionen oder Entzündungen zu tun. Von den Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes hatten wir letztes Jahr vier Magendrehungen, einen der schlimmsten Notfälle, der schnelles und zielgerichtetes Handeln erfordert. Außerdem hatten wir eine Magenüberladung, einen aufgeblähten Bauch und sechsmal Würgen (auch Kardinalsymptome der Magendrehung). Starke Bauchschmerzen ohne erkennbare Ursache (sog. Akutes Abdomen) hatten wir 63 mal. Wir hatten 30 Patienten mit starkem Durchfall (viermal blutig), außerdem jeweils einen Darmvorfall und einen Darmverschluss. Einmal Kloakenvorfall beim Vogel. Viermal hatten wir Bauchspeicheldrüsenentzündung als Diagnose, fünfmal Zuckerkrankheit, zweimal Leberversagen. Fremdkörper waren 19 mal der Einsatzgrund. Die Trauma Patienten hatten 106 Mal Biss-, siebenmal Schnitt- und zweimal Schussverletzungen. Verletzungen oder Entzünden am Auge kamen jeweils 20 mal vor. Wir hatten 125 Autounfallopfer zu versorgen und 31 Tiere, die aus großer Höhe gestürzt sind (meist Fenstersturzkatzen im Sommer). Zwei Katzen waren im Kippfenster eingeklemmt. Insgesamt 205 Patienten hatten eine oder mehrere Frakturen, 17 mal hatten wir mit starken Blutungen zu tun. Zu acht Patientinnen sind wir wegen einer Schwergeburt gerufen worden. Bei Haustieren lag die Anzahl von Fehlfahrten, Absagen und Einsatzabbrüchen bei zwei Prozent. Bei zehn Prozent der Fälle war nach der Untersuchung keine Behandlung erforderlich oder die Besitzer übernahmen bei stabilen Patienten die Fahrt in die nächste Tierklinik oder zum Haustierarzt selbst. In über 42 % der Fälle konnten wir das Problem durch eine ambulante Behandlung vor Ort lösen, halb so viele Patienten mussten mit uns in eine Tierklinik fahren. Reine Krankentransporte (z.B. Verlegung vom Haustierarzt bereits versorgter Fälle in die Kliniken oder Krankenrücktransporte) hatten wir in zwei Prozent der Fälle. Leider hatten fast ein Viertel (24 %) unserer Haustierpatienten so schwere Krankheiten oder Traumen, dass sie nicht mehr zu retten waren. Vier Prozent starben schon vor unserer Ankunft oder trotz unserer Bemühungen vor Ort oder auf dem Weg in die Klinik, während etwa jeder fünfte Haustierpatient von uns aufgrund von schlechter oder aussichtsloser Prognose erlöst werden musste. Natürlich sind hier auch die Fälle berücksichtigt, bei denen uns die Besitzer eines altersschwachen oder (z.B. durch Organversagen oder Tumorerkrankung) terminal kranken Tieres ausdrücklich zum Einschläfern im häuslichen Umfeld bestellten. Diese Aufgabe sowohl für das Tier wie auch für Frauchen oder Herrchen so behutsam und schmerzfrei durchzuführen wie möglich, die Unterstützung des Besitzers bei der Entscheidungsfindung davor sowie der seelische Beistand danach gehören auch zu den Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen.

Bei Fund- und Wildtieren lag die Anzahl von Fehlfahrten, Absagen und Einsatzabbrüchen bei zehn Prozent. In acht Prozent der Fälle konnten wir durch eine Untersuchung und Beratung ohne Behandlung der Patienten Abhilfe schaffen. Fünf Prozent konnten wir nach der ambulanten Behandlung wieder in die freie Wildbahn entlassen. Fast die Hälfte (44 %) der Fund- und Wildtierpatienten musste von uns transportiert werden: jeder zweite davon in eine Tierklinik (die schwerkranken bzw. schwerverletzten), der Rest ins Tierheim oder in eine Auffangstation. Der Anteil der Fund- und Wildtiere, für die jede Hilfe zu spät kam, war mit fast einem Drittel (32 %) höher als bei Haustieren. Acht Prozent starben von alleine, während fast jeder vierte Wildtierpatient eingeschläfert werden musste. Dies lag hauptsächlich daran, dass insbesondere Wildtiere, die einen natürlichen Fluchtinstinkt haben, sich erst fangen lassen, wenn sie bereits sehr schwer krank, verletzt oder geschwächt sind. Bei wildlebenden Tieren muss man auch bedenken, dass für sie eine langwierige Behandlung in Gefangenschaft viel Stress bedeutet und nur dann gerechtfertigt ist, wenn gute Heilungschancen eine erfolgreiche Rehabilitation und eine Wiederauswilderung in die freie Natur ermöglichen. Wir erleben durch unsere tägliche Arbeit viele interessante und häufig auch spannende Fälle. Natürlich erinnern wir uns am liebsten an diejenigen mit einem Happy End, vor allem wenn es die Tiere ohne unsere Hilfe vielleicht nicht so gut oder gar nicht geschafft hätten. Ich hoffe, im diesem Jahr werden wir viele Einsätze haben, die wir in guter Erinnerung behalten.