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Auf den Zahn gefühlt – Gingivitis der Katze

Foto: Uwe Gille, CC BY-SA 3.0

von: Denis Haug
Tierarzt bei der Tierrettung München e.V.

Ratgeber Tiermedizin –

Eine Zahnfleischentzündung (lateinisch: Gingivitis) der Katze ist häufig schon auf den ersten Blick erkennbar. Sie stellt sich meist als intensiv roter Saum entlang der Zahnkronen dar. Häufig bringt sie auch unangenehmen Geruch aus dem Katzenmaul mit sich. Da Zahnfleischentzündungen auch für Katzen sehr schmerzhaft sein können, führen sie häufig zu Appetitverlust. Auch Schluckstörungen, einseitiges Kauen und vermehrtes Speicheln, sowie Fauchen beim Fressen fallen den Besitzern auf.

Ursache sind meist giftstoffbildende Bakterien in Zahnbelägen. Wenn sich schon Zahnstein gebildet hat, erleichtert dieser die Besiedelung mit Bakterien noch weiter. Sie greifen das Zahnfleisch an, so dass es sich zurückzieht und die Zahnhälse damit nach und nach frei gibt. Hierdurch können sich die Zähne aus ihrer Verankerung lösen und dann auch ausfallen. Grundsätzlich können aber auch kleinere Verletzungen, beispielsweise mit Katzengras oder anderen Fremdkörpern eine Zahnfleischentzündung auslösen.

Weiter können auch Schwächen in der Immunabwehr, ausgelöst durch Virusinfektionen mit dem Calicivirus, Herpes, Katzenleukose oder FIV zu Zahnfleischentzündungen beitragen. Katzen, die Zahnfleischentzündungen, unangenehmen Geruch aus dem Maul oder Zahnbeläge aufweisen, sollten daher unbedingt beim Tierarzt vorgestellt werden. Therapeutisch kommen je nach Auslöser Schmerzmittel, Entzündungshemmer, Antibiotika, Virostatika und Immunmodulatoren zum Einsatz. Gegebenenfalls kann auch eine Behandlung mit Kortison sinnvoll sein. Gerade bei länger andauernder Gingivitis steht vor allem die Abklärung der Auslöser, wie der oben erwähnten Viruserkrankungen, im Vordergrund.

Dabei hat auch die Erkennung hoch schmerzhafter Läsionen mittels Dentalröntgen einen hohen Stellenwert. Bei Zahnsanierungen können dann Fremdkörper und Beläge oft frühzeitig entfernt werden, bevor sie weiteren Schaden am Zahnhalteapparat nach sich ziehen. Sind einzelne Zähne bereits defekt, ist es wichtig, diese zeitnah zu entfernen. So können Schmerzen gelindert und die Ausbreitung von Entzündungsherden vermieden werden.

Zur Vorbeugung sind weiter eine gesunde Ernährung und auch eine regelmäßige Zahnreinigung wichtig. Viele Katzen lassen sich die Zähne mit entsprechenden Bürsten und Cremes durch den Besitzer reinigen. Wo dies nicht der Fall ist, sollten zumindest Zahnpflege-Sticks regelmäßig zum Einsatz kommen. Diese sind beim Tierarzt oder im Fachhandel erhältlich.

Da die Gingivitis ein Symptom anderer Grunderkrankungen sein kann, ist deren Prävention besonders wichtig. Dazu zählt die Impfung mit Core-Vakzinen, auch für reine Wohnungskatzen. Für Freigänger kann zusätzlich eine Impfung gegen FeLV (Felines Leukämievirus) sinnvoll sein

 

Denis Haug
Tierarzt bei der Tierrettung München e.V.