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Diabetische Ketoazidose – Auch bei Tieren möglich

Foto: © 12019/Pixabay

von: Julia Karell
Tierärztin Tierrettung München e.V.

Ratgeber Tiermedizin –

Die „Zuckerkrankheit“ ist unter uns Menschen sehr verbreitet, beinahe jeder kennt jemanden, der mit Diabetes mellitus zu kämpfen hat. Nur die wenigsten wissen, dass diese Krankheit auch bei unseren Haustieren hin und wieder vorkommt. Auch hier ist sie bedingt durch einen absoluten oder relativen Mangel an Insulin, ein Hormon, welches in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird und für den Transport von Glucose in den Intrazellularraum zuständig ist.

Hunde haben meist Diabetes Typ 1 (Beginn bei Jungtieren, absoluter Mangel), wohingegen Katzen vor allem Typ 2 vertreten (bedingt durch Übergewicht, Insulinresistenz). Ähnlich wie beim Menschen lässt sich diese Krankheit jedoch gut über den Blutzuckerspiegel und typische Symptome (wie vermehrtes Trinken und Urinieren sowie Gewichtsverlust trotz vermehrter Futteraufnahme) diagnostizieren und mit Insulinspritzen behandeln. Hierbei kommt es hin und wieder zu Schwankungen im Blutzuckerspiegel, die auf eine notwendige Reevaluierung der Dosierung hinweisen, und die Tiere wirken geschwächt oder zeigen Erbrechen und/oder Durchfall.

Es kann allerdings auch zu schwerwiegenderen Entgleisungen des Stoffwechsels kommen.

Wenn das Insulin einen gefährlich niedrigen Wert erreicht, steigt der Blutzuckerspiegel extrem an, da kaum mehr Glucose in die Zelle transportiert wird. Da hier aber dringend eine Energiequelle benötigt wird, beginnt die Leber plötzlich damit, Fettreserven abzubauen und diese in sogenannte Ketonkörper (kurzkettige Fettsäuren) umzuwandeln, welche vorrübergehend als Ersatz dienen sollen. Wenn dann in kurzer Zeit viele dieser Fettsäuren anfluten, kommt es zu einer massiven Übersäuerung des Metabolismus, und das Tier befindet sich in einem lebensbedrohlichen Zustand. Es zeigt absolute Lethargie, Dehydratation, Erbrechen und teilweise sogar Atemnot.

Wenn wir von der Tierrettung München zu einem solchen Fall fahren, können wir sowohl die Konzentration der Glucose als auch der Ketonkörper im Blut messen, um eine diabetische Ketoazidose zu diagnostizieren.

Je nachdem, wie fortgeschritten diese Stoffwechselentgleisung bereits ist, muss das Tier dann entweder zur stationären Aufnahme in eine Tierklinik gebracht werden, oder wir können vor Ort versuchen, den Kreislauf des Tieres mithilfe von Infusionen (für Wasserund Elektrolythaushalt) zu stabilisieren, und der Besitzer verabreicht gegebenenfalls erneut Insulin. Sobald sich der Säure-Basen-Haushalt wieder normalisiert hat, kann man sich außerdem auf die Suche nach weiteren zugrundeliegenden Erkrankungen machen. Häufige Begleiterkrankungen von Diabetes mellitus sind Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, hoher Blutdruck und Blasenentzündungen.

Glücklicherweise haben nur etwa ein Prozent der Hunde und zwei Prozent der Katzen Diabetes, und in den meisten Fällen ist die Krankheit gut behandelbar. Und wenn es doch einmal zum akuten Notfall kommen sollte, hilft die Tierrettung München gerne! Herzkrankheiten kommen bei unseren Hauskatzen häufiger vor als es uns lieb wäre – sei es in höherem Alter (degenerative Herzerkrankung) oder bereits in jungen Jahren in Form einer Erbkrankheit (z.B. Britisch Kurzhaar, Maine Coon etc.). Häufig zeigt sich diese Krankheit jedoch nur schleichend, mit Symptomen ähnlich wie beim Menschen: Kurzatmigkeit oder Anstrengung bereits in Ruhe, sowie generelle Müdigkeit oder Apathie. Manchmal wird sie auch nur zufällig beim Tierarzt festgestellt, zum Beispiel im Rahmen der Allgemeinuntersuchung vor einer Impfung: Der Tierarzt hört mit dem Stethoskop auf das Herz und stellt ein Herzgeräusch fest. Ebenso wie beim Menschen gibt es hier gute Behandlungsmöglichkeiten, mit Medikamenten, die der Patientenbesitzer in Form von Tabletten verabreicht, und unterstützenden Maßnahmen wie Futteranpassung und vieles mehr.

Foto: © Joanna Reichert/Pixabay

Es kann jedoch leider auch passieren, dass eine Herzinsuffizienz akut problematisch wird, sodass das Tier plötzliche Maulatmung und Sauerstoffmangel in Form von blassen bis hin zu bläulichen Schleimhäuten zeigt. Dann muss natürlich sofort ein Tierarzt aufgesucht werden, der das Tier mit Sauerstoffzufuhr (und evtl. Notfallmedikamenten) stabilisieren kann. Im schlimmsten Fall jedoch kommt es bei einer Katze mit Herzerkrankung zu einer lebensbedrohlichen Komplikation, der sogenannten felinen Aortenthrombose. Diese tritt meist schlagartig in Erscheinung, die Katze springt in einem Moment noch fröhlich aufs Sofa, und im nächsten Moment zeigt sie eine partielle oder vollständige Lähmung einer oder beider Hintergliedmaßen und schreit vor Schmerz.

Als Tierbesitzer ist man verständlicherweise zunächst überfordert, und sieht es nicht unbedingt im Zusammenhang mit einer (eventuell auch bisher unbekannten) Herzerkrankung.

Die Erklärung für diese Komplikation ist jedoch einleuchtend: Bei Katzen äußert sich eine Herzerkrankung meistens durch einen unnatürlich gut ausgebildeten Herzmuskel, also eine derartig große Menge an Herzmuskelzellen, sodass sich das Herz nicht richtig kontrahieren kann, um Blut in den Kreislauf zu pumpen (Fachbegriff: HCM – Hypertrophe Kardiomyopathie). Durch diese verminderte Leistung des Herzens verlangsamt sich der Blutstrom, und das Blut neigt vermehrt dazu, kleine Gerinnsel (Thromben) zu bilden. Diese laufen mit der Zeit Gefahr, in den Blutkreislauf abgeschwemmt zu werden und dort in der nächstbesten Engstelle steckenzubleiben. Die typische Stelle hierfür ist an der Aufzweigung der Aorta (Hauptschlagader) zu den Hintergliedmaßen. Da somit die Beine plötzlich nicht mehr mit Blut und Sauerstoff versorgt werden, kommt es zu teils vollständigen Lähmungserscheinungen, die Katze robbt sich nur mit ihren Vordergliedmaßen vorwärts, die hinteren Pfötchen sind blass und kalt, und die Katze miaut laut vor Schmerz. Abgesehen von der dringenden Notwendigkeit, dem Tier die akuten Schmerzen zu nehmen, besteht bei diesem Krankheitsbild ein sehr großes Problem: Der Thrombus muss irgendwie aufgelöst werden und das so schnell wie möglich, damit die Hintergliedmaßen keine dauerhaften Schäden davontragen. Das ist jedoch leichter gesagt als getan, und je nach Dauer und Grad der Aortenthrombose fällt die Prognose hierfür mal besser und mal schlechter aus. Leider passiert es häufig, dass dieser Zustand bereits eine oder mehrere Stunden anhält, bis der Besitzer es merkt (z.B. nach der Arbeit) bzw. der Tierarzt aufgesucht wird. In diesen Fällen bleibt oftmals nur die letzte Möglichkeit, das Tier von seinem schwerwiegenden Leiden zu erlösen.

Das Fazit:

Sollte Ihnen als Patientenbesitzer jemals die oben genannte Symptomatik bei Ihrer Katze auffallen, warten sie besser nicht zu lange, und rufen Sie schnell einen Tierarzt zu Hilfe – jede Minute zählt! Dieser kann das Tier zuerst mit starken Schmerzmitteln behandeln, den Kreislauf stabilisieren (oft sind die Tiere im Schock!) und versuchen über längerfristige Medikamentengabe das Gerinnsel nach und nach aufzulösen. Wenn dies gelingt, ist eine vollständige Erholung des Tieres möglich.

 

 
Julia Karell

Julia Karell
Tierärztin Tierrettung München e.V.

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