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Urlaubszeit – Reisezeit: Auch Krankheiten reisen mit! Die Herzwurmerkrankung des Hundes – Dirofilariose

von: Mathias Beyer

Ratgeber Tiermedizin –

Der Erreger der Herzwurmerkrankung ist ein Parasit namens Dirofilaria immitis von dem sich auch der Name der Krankheit – Dirofilariose – ableitet. Dabei handelt es sich um einen so genannten Fadenwurm, welcher sich bevorzugt im Bereich der großen Lungengefäße des erkrankten Tieres aufhält.

Sie werden bis zu 35 cm lang und können teilweise massive gesundheitliche Probleme hervorrufen, aber auch ein Befall ohne jegliche Symptome ist möglich. Hauptsächliches Verbreitungsgebiet sind die Mittelmeerländer, allen voran Spanien, Italien, Kroatien und Südfrankreich, aber auch in Übersee, auch in Amerika, wird die Herzwurmerkrankung mittlerweile als seuchenhaft eingestuft.

Wie kommt es zur Infektion des Hundes? Vorab: Nicht nur Hunde sind betroffen; auch Katzen und Frettchen aber auch Wildtiere wie Füchse und Wölfe können unter einer Herzwurmerkrankung leiden. Übertragen wird die Dirofilariose von verschiedenen Moskitoarten, welche sich vornehmlich in warmen Gefilden aufhalten, was den erhöhten Infektionsdruck in Südeuropa erklärt. Ist ein Tier infiziert, so setzt das adulte weibliche Tier Embryonen in den Blutkreislauf des erkrankten Tieres ab, sogenannte Mikrofilarien. Wird ein infizierter Hund von einem Moskito erneut gestochen, so saugt dieser die besagten Mikrofilarien auf. In den anschließenden 10-15 Tagen entwickelt sich diese Mikrofilarie über mehrere Stadien innerhalb der Stechmücke zu einem infektiösen Larvenstadium. Saugt die Stechmücke erneut an einem bis dahin gesunden Hund, dringt die Larve über den Einstich in den Körper des Hundes und weiter in dessen Blutkreislauf ein. Im Verlauf der nächsten 6 Monate beginnt die Larve bis in die Lungenarterien zu wandern, wo sie ihre Geschlechtsreife erlangt und erneut Mikrofilarien im Blut ablagert.

Welche Symptome lassen sich bei einem erkrankten Tier feststellen?

Wie eingangs erwähnt, kann die Erkrankung bei neu infizierten Tieren völlig symptomlos erscheinen. Ein Hund, der jedoch schon länger unter einer Herzwurmerkrankung leidet, zeigt Anzeichen von Husten, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust oder sogar chronischem Husten. Bei massivem Befall und gleichzeitiger vermehrter Belastung, sei es Agility oder ein ausgedehnter Spaziergang, kann es teilweise bis zu Ohnmachtsanfällen kommen. Aber auch eine so genannte Bauchwassersucht (Aszites) kann bei hochgradigem Befall auftreten; dies wird vor allem dann beobachtet, wenn der Befall des Tieres so massiv ist, dass die Herzklappen teilweise verlegt sind, und es zu einem Rückstau in den Körperkreislauf kommt, was zu einem Austritt von „Wasser“ aus den blutführenden Gefäßen führt.

Wie kann die Krankheit festgestellt werden?

Adulte Herzwürmer können häufig mit einem Antigen oder Antikörper  Bluttest nachgewiesen werden. Jedoch ist dieser Test erst nach etwa 6 Monaten aussagekräftig, da das nachzuweisende Antigen sich gegen den Uterus des weiblichen Herzwurms richtet und sich erst nach seiner sechsmonatigen Entwicklung im Körper des Tieres nachweisen lässt. Ein Bluttest, nachdem das Tier erst kürzlich mit infizierten Stechmücken in Kontakt gekommen ist, kann also falsch negativ sein, sofern er zu früh gemacht wird. Auch Röntgenbilder können bei massivem Befall einen Hinweis darauf geben, dass der Hund unter einer Herzwurmerkrankung leidet.

Wie wird diese Erkrankung behandelt?

Das Behandlungsprotokoll erstreckt sich über 3 Stufen:

  1. Die Diagnose mittels ausreichender klinischer Untersuchung und dem Vorbericht „Auslandsaufenthalt“, Blutuntersuchung und Röntgenbildern der Lunge/ des Brustkorbs.
  2. Abtöten der adulten Fadenwürmer mittels intramuskulärer Injektionen von Melarsomine. In dieser Zeit muss das Tier stationär in einer Klinik untergebracht werden, da eine Intensivüberwachung von Nöten ist, um zu sehen, wie das Tier auf die Injektionen und das damit verbundene Abtöten der Erreger reagiert. Im Anschluss muss das Tier 4-6 Wochen geschont werden, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass abgetötete Fadenwürmer im Blutkreislauf zirkulieren und diese als Thrombus Gefäße verlegen, welche zu tödlich verlaufenden Lungenembolien führen können.
  3. Den Abschluss der Behandlung bildet das Ausschwemmen der Mikrofilarien etwa 3-4 Wochen nach Abtöten der erwachsenen Erreger. Um sicher zu gehen, dass das Tier von allen Erregern befreit ist, wird eine erneute Blutuntersuchung im Anschluss an das Behandlungsprotokoll empfohlen.

Wie kann ich mein Tier vor einer Infektion schützen?

„Vorsorge ist besser als Nachsorge“, heißt es! Deshalb wird empfohlen, bereits vor Beginn der Reise in ein Gebiet mit erhöhtem Infektionsrisiko mit der Behandlung zu beginnen. Dazu werden monatlich Ivermectin oder Milbemycin verabreicht. Diese Stoffe sind eigens für Hunde angefertigt und problemlos als aromatisierte Kautablette zu geben – je nach Gewicht des Tieres. Beginn der Prophylaxe ist zu dem Zeitpunkt des Reiseantritts, bzw. spätestens sobald der Hund den Stechmücken ausgesetzt ist. Dann erfolgt die monatliche Gabe des Präparates so lange sich das Tier in dem Risikogebiet befindet. Die abschließende Behandlung findet einen Monat nach Wiederkehr in die Heimat statt. Sollte das Tier für längere Zeit oder gar für immer am Urlaubsort verbleiben, ist eine monatliche Gabe dieser Medikamente für das ganze Leben angezeigt.