Im Sommer-Interview: Tierärztin Dr. Ines Holz Schutz vor Hitze, Sonnenbrand und Urlaubspannen
Auch Tiere kämpfen an heißen Tagen mit gesundheitlichen Risiken. Tierärztin Dr. Ines Holz beantwortet die wichtigsten Fragen!
Können Tiere einen Sonnenbrand bekommen? Ja, besonders helle Tiere und Tiere mit wenig Unterwolle sind gefährdet. Bei Katzen sind sehr gefährdete Stellen zum Beispiel die Ohren, beim Schimmel die Kruppe. Bei der Katze kann exponierte Sonneneinstrahlung im Extremfall sogar zu Krebs führen, besonders an den Hauträndern am Übergang zum Fell. Wenn man eine weiße Katze hat, muss man besonders aufpassen.
Wie kann ich das Tier vor Sonnenbrand schützen? Es gibt Sonnencremes, die speziell für Tiere gemacht werden. Wenn man diese aber nicht zur Hand hat, kann man auch Sonnencreme für Kinder benutzen, mit hohem Lichtschutzfaktor.
Woran erkennt man einen Sonnenstich bei Tieren? Die Tiere hecheln, sind matt, apathisch, schlecht ansprechbar. Häufig ist ihnen übel. Sie fühlen sich heiß an und haben manchmal einen torkligen Gang.
Was sind dann die wichtigsten Maßnahmen? Das Tier sofort in den Schatten bringen und ausreichend zu trinken anbieten. Kein eiskaltes Wasser aus dem Kühlschrank, lieber handwarm. Die Gliedmaßen und den Kopf- und Nackenbereich kühlen. Auf keinen Fall in den kalten See springen lassen – das kann, wie beim Menschen auch, zu massiven Kreislaufproblemen führen.
Wie kann man sein Tier im Sommer vor der Hitze schützen? Immer dafür sorgen, dass der Hund oder auch die Katze im Garten genügend schattige Plätze zur Auswahl hat. Wasser bereitstellen, damit jederzeit die Möglichkeit zum Trinken besteht. Man kann auch einen Hundepool aufstellen. Wenn mittags oder nachmittags die größte Hitze herrscht, sollte man den Hund auch ins Haus rufen. Bei Temperaturen über 30 Grad bitte keinesfalls Spaziergänge auf Asphalt machen – die Tiere können sich die Pfoten verbrennen. Die langen Gassirunden sollte man lieber morgens und abends zu den kühleren Zeiten machen.
Wie kann ich fühlen, ob der Asphalt zu heiß ist? Einfach mal selbst testen: Socken aus und draufstellen, auch mal ein bisschen stehen bleiben. Wenn es für uns zu heiß ist, ist es das auch für die Hunde. Hundepfoten sind fast genauso empfindlich wie Menschenfüße.
Dürfen Tiere ein Eis essen? Das ist eine beliebte Frage im Sommer. Sie dürfen Eis essen, aber nur in kleinen Mengen. Die Magenschleimhaut ist bei Kälte ein bisschen empfindlicher als bei uns Menschen. Man sollte von menschlichen Eissorten Abstand nehmen, weil darin sehr viel Zucker enthalten ist. Es gibt Eis für Hunde zu kaufen. Man kann auch gut selbst ein Hunde-Eis herstellen: Naturjoghurt oder Magerquark, etwas Honig rein und dann in Eiswürfelform einfrieren. Man kann auch eine kräftige Hühnchenbrühe nehmen und daraus Eiswürfel machen – oder kleine Leckerchen mit Wasser oder Brühe einfrieren. Wichtig: nie mehr als die Größe eines Eiswürfels. Wenn es aus Joghurt oder Quark ist, sollte man es ein bisschen antauen lassen vor dem Verzehr. Über so einen erfrischenden Snack freuen sich viele Hunde.
Und Katzen? Katzen sind Gourmets, haben aber bei kalten Speisen eine ähnlich empfindliche Magenschleimhaut wie Hunde. Für Katzen müssen die Portionen noch etwas kleiner sein. Am besten funktioniert Joghurt oder Quark mit Honig, denn der Appetit von Katzen wird besonders über den Geruch angeregt.
Inzwischen gibt es auch Klimageräte für Zuhause. Was muss ich dabei beachten, wenn ich ein Haustier habe? Es ist wie beim Menschen: Manche werden von der Zugluft krank. Bei Tieren muss man also darauf achten, dass sie sich ihren Platz nicht ausgerechnet im Luftzug suchen. Die Klimaanlage muss regelmäßig gereinigt werden, damit sie keine Keimschleuder ist. Katzen sind sehr empfindlich gegenüber Atemwegserkrankungen. Man sollte auch den Übergang zwischen draußen und drinnen gut gestalten, also nicht von 18 Grad direkt auf 35 Grad. Ansonsten sind Klimaanlagen Gold wert, auch im Auto. Ich habe selbst einmal erlebt, dass ein Hund auf der Autobahn den Hitzetod gestorben ist – nach einer Fahrt im Auto ohne Klimaanlage. Und das, obwohl die Menschen regelmäßig Halt gemacht hatten. Man muss bei Autofahrten wirklich schauen, dass das Tier Schatten hat, Wasser dabeihat und viele Pausen macht – insbesondere bei langen Reisen.
Sollte man einem Hund eine Sommerfrisur verpassen? Das kommt auf den Hund an. Normalerweise funktioniert das Fell des Hundes wie eine Klimaanlage. Es kühlt im Sommer und wärmt im Winter. Allerdings beobachten wir es oft – vor allem bei älteren Hunden –, dass sie schon profitieren, wenn die Wolle schon abgeschoren ist. Es gilt aufzupassen bei Hunden, die generell sehr viel Unterwolle haben – dazu gehören Hütehunde, aber auch kastrierte Tiere, die mehr Unterwolle entwickeln. Im Laufe der Zeit kann sich das sogenannte Hairclipper-Syndrom (Post-Clipping-Alopezie) entwickeln. Es wachsen dann die Haare nicht mehr nach, und man hat mehr oder weniger einen Nackthund produziert. Wenn aber ein Hund mit wenig Unterwolle es gut verträgt, dann kann es sich lohnen, ihn zu scheren, damit er den Sommer erleichtert genießen kann.
Urlaub mit Hund: Was muss ich vor der Reise beachten?
Auf jeden Fall den Impfpass und den EU-Heimtierausweis einpacken. Im Impfpass muss eine gültige Tollwutimpfung eingetragen sein. Das sollte man rechtzeitig vor Reiseantritt kontrollieren, denn wenn die Impfung abgelaufen ist, beträgt die Wartezeit zum Verreisen drei Wochen. Wenn man in Drittländer reist – zum Beispiel Serbien, Bosnien, Montenegro –, braucht man für die Rückreise in die EU eine Tollwut-Titer-Bestimmung. Auch bei Flugreisen muss man sich vorher genau informieren, welche Einreisebestimmungen gelten. Das ist von amtlicher Seite aus wichtig.
Wer mit einem Tier verreist, das eine Grunderkrankung hat, sollte alle maßgeblichen Unterlagen dazu und natürlich ausreichend Medikamente dabeihaben. Das gilt auch für Schmerzmittel, wenn ein Hund zum Beispiel an Arthrose leidet. Für die Reiseapotheke mit Hund empfehle ich immer, ein Mittel gegen Durchfall und Übelkeit dabeizuhaben. Das kommt häufig vor, wenn man am Meer Urlaub macht und der Hund Salzwasser schlabbert. Auch klimatische Umstellungen können zu Stress führen. In jede Hundeapotheke gehört Erste-Hilfe-Verbandsmaterial, eine Zeckenzange und eine kleine Flasche Desinfektions- mittel für kleinere Wunden. Vor einer Reise ins südliche Ausland – zum Beispiel Italien, Frankreich, Spanien, Südosteuropa – sollte man dem Hund vor der Abreise ein möglichst repellierendes Anti-Parasitenmittel auftragen. Das sind in der Regel Spot-On-Präparate, die man auf die Haut aufträgt. Alternativ gibt es Tabletten und dazu ätherische Öle fürs Fell, um die Parasiten fernzuhalten. Wenn man länger als drei oder vier Wochen unterwegs ist, muss man den Schutz erneuern. Da geht es vor allem um die Sandmücke. Die überträgt Leishmaniose. Diese Infektionskrankheit ist auch für Menschen ansteckend und lebensbedrohlich. Empfohlen wird auch ein Schutz gegen Innenparasiten – da haben wir bei südlichen Ländern vor allem den Herz- und Lungenwurm auf dem Schirm. Es wird empfohlen, zwei Wochen vor Reiseantritt eine Entwurmung durchzuführen und zwei Wochen nach der Rückkehr noch einmal. Das bekannteste Präparat ist Milbemax. Es gibt auch Spot-On-Präparate, die Herz- und Lungenwurm mit abdecken.
Ansonsten ist in den Urlaubsgebieten der bereits beschriebene Schutz vor Überhitzung wichtig. Auch die Wärme des Sandes ist nicht zu unterschätzen – besonders bei schwarzem Sand. Das Baden im Meerwasser ist zwar möglich, aber nicht so gut für die Haut, und bei Verschlucken kann es zu Übelkeit führen. Viele Hunde sind dem Wellengang nicht gewachsen. Besser ist ein Süßgewässer zur Abkühlung. Wenn ein Hund doch mal im Meer badet, sollte man ihn danach abduschen und das Salz ausspülen.





Gibt es für Hunde eine Auslandskrankenversicherung?
Das ist – wenn überhaupt – bei der normalen Krankenversicherung mit dabei, das muss man in seiner Police überprüfen. Man sollte sich auch informieren, ob es einen deutschen Tierarzt in der Urlaubsgegend gibt und wo die nächstgelegene Tierklinik ist. Es gibt dringende Fälle wie z. B. Schlangenbisse – da ist es gut, wenn man schon weiß, wo man im Zweifelsfall hinmuss. Man kann im Notfall auch deutsche Telefon-Hotlines nutzen, um sich beraten zu lassen – zum Beispiel die Tierrettung München oder den Pfotendoktor.