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Tollwut: impfen ja, nein, vielleicht?

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Ratgeber Haustiere –

Für viele Tierbesitzer ist die Lage bzgl. der Tollwut und der Impfprophylaxe in Deutschland etwas unübersichtlich. Das ist nicht weiter verwunderlich, selbst unter uns Tierärzten herrscht keine klare Meinung. Tollwut wird durch die Gattung der Lyssaviren ausgelöst, RNA-Viren, die sich in den Wirtszellen in sogenannte Negri-Körperchen vervielfältigen. Dies machen sie in gleichwarmen Tieren, vorzugsweise in Europa im Rotfuchs, welcher als Reservoir gilt.

Die Übertragung funktioniert über den Speichel eines infizierten Lebewesens, weshalb immer vor dem Biss von tollwütigen Tieren gewarnt wird. Von der Eintrittsstelle, meistens ein Biss, allerdings auch Kratzer oder Schleimhautkontakt zum Speichel möglich, wandert das Virus entlang der Nervenbahnen zum Zentralen Nervensystems (ZNS). Von hieraus verbreitet es sich auch in andere Gebiete des Körpers, unter anderem in den Speichel, um sich weiterzuverbreiten. Die Wanderung entlang der Nervenbahnen nimmt einige Zeit in Anspruch, weswegen Tollwut eine Inkubationszeit (Zeit zwischen Ansteckung und ersten klinischen Symptomen) von 2-24 Wochen aufweist. Wenn es bei einem Biss zu direktem Kontakt des Virus mit dem Blut kommt, verkürzt sich die Inkubation.

Nervensystem inklusive Gehirn infiziert wird, ergeben sich auch die Symptomatiken der Tollwut. Dies sind Wesensveränderungen, die meistens zunächst unter die „rasende Wut“ fallen, in welcher die Tiere aggressiv werden, übererregt sind und einen vermehrten Geschlechtstrieb zeigen. Darauf folgt die „stille Wut“, welche sich durch Lähmungen auszeichnet. Hierbei kommt es aufgrund der Lähmung von bestimmten Hirnnerven auch zur Schaumbildung vor dem Maul, da der Speichel nicht mehr abgeschluckt werden kann. Da jedes Tier verschieden ist, gibt es ebenso jegliche Variationen der beiden Phasen. Sicher ist auf jeden Fall, dass die Erkrankung mit dem Einsetzen der Symptome innerhalb von einem Tag bis zu einer Woche tödlich verläuft. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es keine Therapie für unsere Haustiere gibt. Beim Menschen sind die Möglichkeiten sehr eingeschränkt, auch hier verläuft die Erkrankung in der Regel tödlich.

Deutschland gilt seit 2008 als frei von der terrestrischen Tollwut.

Die Tollwut in Fledermäusen ist immer noch vorhanden und theoretisch übertragbar auf Mensch und Tier, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit recht gering mit Fledermäusen derartig in Kontakt zu geraten. Allerdings bleibt Tollwut eine anzeigepflichtige Tierseuche, das heißt, bei jeglichem Verdacht muss der Amtstierarzt eingeschaltet werden. Ein Therapieversuch ist gesetzlich untersagt. Der Amtstierarzt kann die Euthanasie eines befallenen Tieres anordnen, in jedem Fall aber die Quarantäne. Nachweislich durch Impfung geschützte Tiere bilden einen Sonderfall, über den anders entschieden werden kann. Es hat viel Arbeit und Impfkonsequenz gekostet, damit Deutschland weitestgehend Tollwutfrei zu sein. Auch wurden Impfköder für die Rotfüchse ausgelegt, um die Verbreitung einzudämmen.

Nun bleibt die Gefahr der aus dem Ausland importierten, ungeimpften Hunde, welche andere Tiere anstecken können. Deswegen an dieser Stelle die Bitte: Kaufen Sie niemals Hunde an Raststätten oder Märkten aus dem Kofferraum! Um besagte Problematik im Auge zu behalten und eine unkontrollierte Verbreitung der Tollwut zu verhindern, gibt es die Vorschrift, dass ein Haustier (Hund, Katze, Frettchen), welches Landesgrenzen überschreitet (sei es nach Deutschland rein oder auch in die umliegenden Länder), einen EU Heimtierausweis haben muss, in welchem die gültige Tollwutimpfung vermerkt ist. Über die genauen Bestimmungen und die Vorgaben einzelner Länder berät Sie gerne Ihr Tierarzt.

Wenn das Haustier im Inland bleibt, gibt es keine gesetzliche Impfpflicht, weder für Hunde noch für Freigängerkatzen. Die Impfempfehlungen des bpt (Bundesverband praktizierender Tierärzte) sehen allerdings eine Impfung gegen Tollwut vor. Das Argument gegen die Impfung, ist die genannte Tollwutfreiheit von Deutschland und das sehr geringe Übertragungsrisiko durch Fledermäuse.

Dagegen steht die Gefahr, dass die Tollwut sich sehr schnell wieder ausbreiten kann, wenn unsere Tiere nicht mehr geimpft sind und die Tollwut von außerhalb wieder eingebracht wird. Nicht zu vergessen, dass die Erkrankung das Todesurteil für den Vierbeiner darstellt. Darüber hinaus höchstwahrscheinlich auch für einen Menschen, der sich ansteckt.