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Was ist Alter beim Tier?

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von: Dr. Birgit Schwarzmann

Ratgeber Haustiere –

Wie erkenne ich, dass mein Tier alt ist? Und welcher Handlungsbedarf entsteht nun?

Der komplexe biologische und physiologische Zustand des späten Lebensabschnittes wird als Alter bezeichnet. Einen Patienten in diesem Abschnitt bezeichnet man auch in der Tiermedizin als geriatrischen Patienten. Dieser ist also ein biologisch älterer Patient, der durch altersbedingte Funktionseinschränkungen bei Erkrankungen akut gefährdet ist. Zudem neigt er zur Multimorbidität. Deshalb besteht in diesem Lebensabschnitt bei Erkrankungen ein besonderer Handlungsbedarf.

Wie erkenne ich nun, dass mein Tier alt ist? Generell kann man sagen, dass für das Alter eine zunehmend verminderte Anpassungsfähigkeit des Organismus kennzeichnend ist, die physiologischen Funktionen von Organen und Geweben nehmen ab. Lediglich das Fettgewebe nimmt in der Regel zu.

Als physiologische Alterungsvorgänge beobachtet man auch beim Tier eine Abnahme der Gedächtnisleistung und der Reaktionsgeschwindigkeit. Grund dafür sind zunehmende Lipofuszinablagerungen in den Zellen des Nervensystems und meningeale Fibrosen. Die Immunantwort nimmt drastisch ab. Autoimmunkrankheiten können häufiger festgestellt werden, auch Endokrinopathien wie Diabetes, Schilddrüsenunter- oder -überfunktion werden öfter diagnostiziert. Man bemerkt eine Reduktion nahezu aller Gewebe (Altersatrophie), welche vom Besitzer am leichtesten an der Abnahme der Muskelmasse zu erkennen ist. Die Nierenleistung nimmt um fast 40% ab, das Herzschlagvolumen in Ruhe um 25%, die Vitalkapazität der Lunge um 56% und der Grundumsatz sogar um 84%. Das Bindegewebe verliert an Elastizität und Permeabilität.

Die Folgen, die der Tierbesitzer beobachten kann, ist eine Zunahme der Körpermasse, wobei die Muskulatur und die Knochenmasse abnehmen. Das Tier zeigt ein vermindertes Bewegungsbedürfnis. Die Ernährung sollte wegen des sinkenden Grundumsatzes entsprechend angepasst werden. Wie beim Menschen nimmt auch das Durstgefühl ab. Verletzungen brauchen länger, um zu heilen, die Stressanfälligkeit nimmt zu.

Bei einem geänderten Schlaf-Wach- Rhythmus nimmt aber das Schlafbedürfnis insgesamt zu.

Faustregel: Das Lebensalter sind die letzten 10- 20% der durchschnittlichen Lebenserwartung der Spezies. Es besteht deshalb ein deutlicher Unterschied zwischen Hund und Katze (diese altern später, dafür dann aber schneller) und bei Hunden zudem eine Rasseabhängigkeit. Die Lebenserwartung hat generell in den letzten 30 Jahren zugenommen, kastrierte Tiere haben dabei eine höhere. Wie beim Menschen sind auch beim Tier Vorsorgeuntersuchungen im Alter notwendig, da die Verhinderung bzw. die frühzeitige Therapie durch die schlechtere Heilungstendenz noch bedeutsamer sind.

Für Hunde gilt:
Riesenrassen: ab 6 Jahren
Mittlere Rassen: ab 9 Jahren
Kleine Rassen: ab 11 Jahren

Für Katzen: ab 11 Jahren

Die Vorsorgeuntersuchung besteht in einer halbjährlichen klinischen Untersuchung und darauf basierenden weiterführenden Untersuchungen wie Laboruntersuchung, Ultraschall oder Röntgen. Bei medikamentös gut eingestellten chronisch kranken Tieren sollten vierteljährliche Kontrollen erfolgen.

Gibt es spezifische Alterserkrankungen? Ältere Tiere erkranken häufiger als jüngere, neigen zu Multimorbidität, haben häufiger degenerative, nicht entzündliche Erkrankungen wie Nephropathien, Hepatopathien, Tumorosen.