Notruftelefon: 01805 TIERRE 01805 84 3773* * 0,14 Euro/Min aus dem dt. Festnetz, max. 0,42 Euro/Min aus dem Mobilfunknetz

Jungvogel auf Abwegen?

Lizenz: CC0 1.0 Universell (CC0 1.0)

von: Julia Diels

Ratgeber Wildtiere –

Jedes Jahr im Frühjahr erreichen die Tierrettung München zahlreiche Anrufe besorgter Bürger, die einen aus dem Nest gefallenen oder scheinbar hilflosen Jungvogel aufgefunden haben. Ob im Garten oder beim Spaziergang durch den Park- die Tierfreunde sehen den kleinen Jungvogel als hilflos und fragen uns nach Hilfe. Was also steckt dahinter, und was sollte ich als aufmerksamer Beobachter tun?

Beruhigend ist, dass es sich bei den meisten vermeintlich aus dem Nest gefallenen, hilflosen Wesen um sogenannte junge „Nestflüchter“ handelt, die ihr Nest verlassen, bevor sie fliegen können. Ein erstes Flaumgefieder ist hier bereits entwickelt und schützt den kleinen Vogel vor übermäßigem Wärmeverlust. Die Brut ist meist weitläufig im Umkreis verteilt, um Fressfeinden vorzubeugen. Durch Lock- und Bettelrufe halten die Jungvögel Kontakt zu den Elternvögeln und werden gleichzeitig auch noch zugefüttert.

Wer also einen Jungvogel findet, egal ob auf dem Land oder der Stadt (für viele unvorstellbar, dass die Stadt mit all ihren Gefahren selbst als Kinderstube für diese zarten Jungvögel geeignet ist), sollte ihn am besten in Ruhe am Fundort belassen. In der Stadt kann man den jungen Vogel, sofern er sich am Straßenrand einer viel befahrenen Straße befindet, vorsichtig an einen geschützten Ort (z.B. eine Hecke) in der Nähe umsetzen. umsetzen darf, ist nur ein Ammenmärchen – Vögel haben in Wirklichkeit einen schlechten Geruchsinn und versorgen ihre Brut auch nach kurzem menschlichen Kontakt ganz normal weiter.

Mit oder ohne Gefieder?

Ob ein kleiner Vogel also Hilfe benötigt, ist davon abhängig, ob er schon befiedert ist oder nicht. Nackte Nesthocker, oftmals noch blind und hilflos nach dem Schlüpfen, sollten, sofern auffindbar, zurück ins Nest gesetzt werden. Hier haben sie die besten Überlebenschancen, eine Handaufzucht ganz junger Vögel verlangt echte Expertise und sollte Fachleuten überlassen werden. Auch wenn für den Finder nicht gleich sichtbar, die Elternvögel kehren früher oder später zurück zur Brut. Eine Fütterung erfolgt bei Amseln, Kohlmeisen, Buchfinken alle 10 bis 15 Minuten und dauert nur einige Sekunden. Daher sind die Elternvögel oftmals nicht im Nest sichtbar, da sie sich rasch weiter auf Futtersuche begeben.

Wir hoffen, Ihnen mit diesen Hinweisen eine kleine Hilfestellung geben zu können. Sollten Sie dennoch unsicher sein, was zu tun ist, kontaktieren Sie uns bitte unter der Wildtierklappe unserer Notrufnummer oder informieren Sie sich bei den Fachleuten des Tierschutzvereins München.

Legal oder illegal? Legal oder illegal? Legal oder illegal?

Gemäß Bundesnaturschutzgesetz dürfen Jungvögel nur in dem Fall vorübergehend aufgenommen werden, wenn sie verletzt, schwer krank oder vollkommen hilflos sind. Deren Aufzucht darf niemals ohne sachkundige Hilfe erfolgen.

Nesthocker und Nestflüchter

Zu den Nestflüchtern gehören z.B. Schwäne, Gänse, Enten, Wat- und Hühnervögel sowie Kranichvögel. Als „Nesthocker“ oder auch „Ästlinge“ bezeichnet man Jungvögel, die am Boden an einem geschützten Ort (oder auf einem Ast, daher der Name) sitzen und, selbst noch flugunfähig, auf die Elternvögel warten. Sie besitzen ebenfalls schon ein Federkleid und werden noch von den Elterntieren zugefüttert. Viele unserer heimischen Singvögel, wie Meisen, Drosseln und Finken sowie Segler, Eulen, Greif- und Rabenvögel zählen zu den Nesthockern.