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Die tapfere Taube

von: Malgorzata Horvath

Rettungseinsätze –

Im Januar ist uns eine Taube gebracht worden, die Verletzungen bei einem Angriff durch einen Habicht erlitten hatte. Die Finder haben beobachtet, wie sie mehrmals von dem Raubvogel attackiert wurde und es jedes Mal schaffte, ihm zu entwischen.

Sie eilten der tapferen Taube zur Hilfe und verhinderten einen erneuten Angriff. Sie mussten jedoch feststellen, dass ihr Schützling bereits verletzt war. Das linke Auge schien zu fehlen, und die Taube blutete stark aus der Augenhöhle.

Die Finder riefen uns an und brachten das Tier in unsere Dienststelle. Tatsächlich war das linke Auge wegen einer relativ starken Blutung nicht zu sehen. Bei der gründlichen Untersuchung stellte sich jedoch raus, dass das Blut aus einer Verletzung am Oberlid stammt. Nachdem wir die Blutung stoppen konnten und die Stelle gut gespült hatten, war zu erkennen, dass der Augapfel noch vorhanden war. Eine Untersuchung des Auges war jedoch wegen der starken Schwellung der Augenlider nicht gut möglich. Die Patientin hatte außerdem eine Wunde und ein großes Hämatom auf der rechten Seite der Brust und war leicht benommen. Zusätzlich war das rechte Bein geschwächt, die Reflexe waren eingeschränkt und ein Überköten der Zehen (eine krankhaften der Zehengelenke) war vorhanden.

Wir spritzten der Taube ein entzündungshemmendes Schmerzmittel, gaben ihr Augentropfen, desinfizierten die Wunde und versorgten den Vogel mit einer Infusion. Nachdem sich der Zustand der Taube stabilisiert hat und wenige Stunden später die Augenlider abgeschwollen waren, konnten wir sehen, dass das Auge äußerlich unverletzt war, innen jedoch eine Einblutung erkennbar war. Wir brachten die Patientin zur weiteren Diagnostik in die Vogelklinik nach Oberschleißheim. Dort wurde eine gründliche Augenuntersuchung durchgeführt.

Da bei Vögeln wie Tauben die Augen seitlich angeordnet sind, ist die uneingeschränkte Funktion beider Augen überlebenswichtig. Nur so kann der Vogel rechtzeitig von allen Seiten Gefahren erkennen, leicht Futter finden und sich im Flug orientieren. Bei der speziellen Untersuchung wurden im Auge zum Glück keine gravierenden Verletzungen gefunden, so dass ein Behandlungsversuch mit Aussicht auf Erfolg möglich war. Die Hautwunden wurden operativ versorgt und für das Bein bekam die Taube vorübergehend einen „gebastelten“ Schuh. Zum Glück hat die Patientin sehr gut auf die intensive Behandlung angesprochen.

Als wir uns vor kurzem nach ihr erkundigten, erfuhren wir, dass das Auge wieder voll funktionsfähig ist, die Wunden komplikationslos verheilt sind und auch das Bein wieder in Ordnung ist, so dass die Patientin als Stadttaube wieder wildbahntauglich ist und bald in die Freiheit entlassen wird. Die kräftige, tapfere Taube hat Glück gehabt.

 

Malgorzata Horvath

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