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Triage-System: Welcher Einsatz ist wichtiger?

von: Sabrina Schneider
Tierärztin Tierrettung München e.V.

Aktuelles –

Als wir gerade auf den Weg zu einer kranken Katze waren, ereilte uns ein Notruf, dass eine kleine Katze aus dem 3. Stock gefallen sei und es ihr nicht gut gehe. Die geschilderte Situation wurde am Telefon als schwerwiegender eingestuft als der ursprüngliche Einsatz, weshalb dieser vorgezogen wurde.

Die Besitzerin des ursprünglichen Einsatzes wurde selbstverständlich von uns informiert, dass sich unser Eintreffen bei ihrem Kater verzögern wird. Nach einer kurzen Erklärung der Situation zeigte die Besitzerin auch volles Verständnis für die Verschiebung ihres Einsatzes auf Später.

Leider stoßen wir nicht immer auf so viel Verständnis. Auch uns ist bewusst, dass sich jeder Tierhalter um sein eigenes Tier sorgt, trotz allem muss in der Notfallmedizin manchmal eine Entscheidungen getroffen werden, welcher Patient als erstes behandelt werden muss. Dieses Verfahren nennt man Triage. Sie muss erfolgen, wenn das Patientenaufkommen die aktuellen Kapazitäten der Ärzte überschreitet. In diesen Fällen wird nach der Dringlichkeit und auch Verfügbarkeit der Spezialisten/Apparaturen behandelt und NICHT nach der Reihenfolge des Eintreffens.

In einem Wartezimmer werden die eintreffenden Patienten in der Regel kurz untersucht und danach anhand des Triage-Systems in unterschiedliche Schweregrade und somit Wartezeiten eingeteilt. Bei uns in der Tierrettung München müssen wir die Triage anhand des Telefongespräches mit den Besitzern durchführen und danach entscheiden, ob wir den ursprünglichen Einsatz verschieben. Dies ist natürlich etwas schwieriger zu beurteilen, da man sich selbst kein Bild von dem Patienten machen konnte. In den meisten Fällen aber ausreichend.

In diesem Fall war unser ursprünglicher Einsatz ein Kater, der zwar nicht mehr fressen wollte und etwas ruhiger war, aber noch ein gutes Allgemeinbefinden aufwies. Dies bedeutet, dass er im Triage -System in eine niedrigere Stufe fällt und somit eine längere Wartezeit akzeptabel erschien. Leider gibt es auch Fälle, in denen die Entscheidung nicht ganz so leicht getroffen werden kann, da beide Tiere schwer verletzt beschrieben werden oder ein schlechtes Allgemeinbefinden aufweisen. In München hat man glücklicherweise, neben der Tierrettung München, auch noch die Möglichkeit, eine der Tierkliniken mit 24-h-Notfallservice aufzusuchen. Gegebenenfalls muss hier die Entscheidung auch anhand der Zeitspanne bis zum Eintreffen, das Vorhandensein von einem Transportmittel der Besitzer und die Nähe zur Tierklinik, getroffen werden.

In unserem aktuellen Fall drehten wir also um und fuhren zu der Babykatze. Untersucht wurde sie im Auto. Glücklicherweise hatte sich ihr Zustand laut der Besitzerin mittlerweile gebessert. Es konnte lediglich eine Lahmheit der linken Vordergliedmaße festgestellt werden und ein etwas praller Bauch. Aufgrund des Sturzes im Treppenhaus von dem 3.Stock bis in das Erdgeschoss wurde trotzdem zu einer Kontrolluntersuchung in der Tierklinik geraten, da innere Verletzungen nicht hundertprozentig ohne weitere Diagnostik ausgeschlossen werden konnten. Auch die Pfote der jungen Katze könnte dort nochmal untersucht werden. Wir brachten daher im Anschluss die aufgelöste und besorgte Besitzerin zusammen mit ihrer Katze in die Tierklinik. Am nächsten Tag erfuhren wir, dass das Babykätzchen glücklicherweise keine schwerwiegenden Verletzungen von dem Sturz erlitten hat und schon am Vortag wieder mit der Besitzerin zusammen nach Hause durften. Dort war sie etwas vorsichtiger unterwegs als sonst, aber immerhin munter.

 

Sabrina Schneider
Tierärztin Tierrettung München e.V.