Pyometra – Ein lebensbedrohlicher Notfall
In der Nacht von Sonntag auf Montag wurden wir zu einer Golden Retriever-Hündin gerufen, die in den letzten Tagen ein starkes Durstgefühl zeigte und zuletzt nun Apathie und Fressunlust dazukam. Auf unsere Nachfrage hin stellte sich heraus, dass die Hündin „Lucy“ nicht kastriert war und die letzte Läufigkeit vor etwa acht Wochen stattfand.
Allein durch den Vorbericht schrillten bei uns sofort sämtliche Alarmglocken, und wir machten uns gleich auf den Weg. Dort angekommen stellten wir fest, dass es der 8-jährigen Lucy leider schon sehr schlecht ging. Sie hatte hohes Fieber, und vor Ort wurde uns von der Besitzerin noch mitgeteilt, dass sie vor ein paar Tagen bei Lucy einen blutig-eitrigen Vaginalausfluss festgestellt hatte. Es war nun klar: Lucy litt unter einer akuten Pyometra. Die Pyometra (= Gebärmuttervereiterung) ist eine häufige Erkrankung bei unkastrierten Hündinnen. Etwa 25 % der unkastrierten Hündinnen entwickeln bis zum 10. Lebensjahr eine Gebärmuttervereiterung. Die Ursache für diese Erkrankung liegt im Ablauf der Läufigkeit des Hundes. Am Ende der Brunst ist die Immunabwehr der Gebärmutterschleimhaut aufgrund des Östrogeneinflusses herabgesetzt. Gleichzeitig ist die Gebärmutter wegen des noch geöffneten Muttermunds für Keime leicht zugänglich. Es entwickelt sich eine lokale Infektion, eine bakterielle Endometritis. Nach Beendigung der Brunst schließt sich der Muttermund wieder, und die Abwehrkraft der Gebärmutterschleimhaut nimmt wieder zu. Dadurch wird eine große Menge eitriges Sekret gebildet, das die verschlossene Gebärmutter nicht verlassen kann. Die Gebärmutter wird nun immer stärker gefüllt mit Eiter.
Pyometra
Unter einer Pyometra versteht man eine eitrige Entzündung der Gebärmutter, die in erster Linie unkastrierte Hündinnen betrifft und eine lebensbedrohliche Erkrankung darstellt. Symptome können Lethargie, Appetitlosigkeit, hohes Fieber, vermehrtes Trinken und Erbrechen sein. Die Pyometra wird durch aufgestiegene Bakterien verursacht. Die Behandlung der Wahl ist die chirurgische Entfernung der Gebärmutter und der Eierstöcke (Ovariohysterektomie). Eine konservative Therapie ist mit einem hohem Rückfallrisiko verbunden und wird daher nicht empfohlen. Man kann zwischen einer offenen und einer geschlossenen Pyometra unterscheiden: Bei einer offenen Pyometra kann Eiter aus der Scheide abfließen, was eine offensichtliche, aber oft weniger gefährliche Form darstellt. Im Gegensatz dazu ist die geschlossene Pyometra gefährlicher, da der Gebärmutterhals verschlossen ist und der Eiter sich im Uterus ansammelt, was zu einer schnelleren Verschlechterung des Zustandes und einem erhöhten Risiko einer Gebärmutterruptur oder Sepsis führt.
Wichtige Hinweise:
- Eine Pyometra ist immer ein Notfall, der eine sofortige tierärztliche Behandlung erfordert.
- Die bevorzugte Behandlung, insbesondere bei der geschlossenen Pyometra, ist die chirurgische Entfernung der Gebärmutter und der Eierstöcke (Ovariohysterektomie).
- Eine nicht vollständige Kastration bei Hündinnen kann ebenfalls zu einer Stumpfpyometra führen.
Dieser Zustand lag auch bei Lucy vor. Es handelte sich um einen absoluten Notfall. Denn wenn die eitergefüllte Gebärmutter an einer Stelle aufgeplatzt, also rupturiert wäre, und sich der eitrige Inhalt in die Bauchhöhle entleert hätte, hätte sich die Überlebenschance von Lucy wegen einer dann entstandenen Bauchfellentzündung drastisch verschlechtert. Weil Lucy schnellstmöglich notoperiert werden musste, transportierten wir sie zusammen mit ihrem Frauchen in die nächstgelegene Tierklinik, nachdem wir ihr zur Stabilisierung einen Venenzugang gelegt und sie an eine Dauertropfinfusion angeschlossen hatten. Außerdem bekam sie gleich noch ein Breitbandantibiotikum.
Da wir uns in der Tierklinik telefonisch angekündigt hatten, wurden wir mit Lucy dort schon erwartet, die gleich übernommen und in den OP gebracht wurde, wo nun die notfallmäßige Ovariohysterektomie (= Entfernung von Gebärmutter und Eierstöcken) durchgeführt wurde. Die Operation verlief gut und ohne Komplikationen, und Lucy konnte zum Glück schon am nächsten Tag wieder entlassen werden, musste allerdings noch für einen längeren Zeitraum Antibiotika bekommen.


