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(M)ein Tag bei der Tierrettung München Einblick in den Alltag unserer Tierrettung

Foto: © Regina Welk

von: Regina Welk

Aktuelles –

An einem sonnigen Wochenende im Februar machte ich mich mal wieder auf den Weg, um unserer Tierrettung München über die Schulter zu schauen. An diesem Wochenende waren im Einsatz die Tierärzte Dr. Gabor Horvath, Denis Haug und Maarten Mohnke und die Assistentinnen Tanita Wolf, Natasa Pesits und Viola Gumbert, die alle drei an der LMU in München Tiermedizin studieren. Zum Einsatz bereit sind die drei Autos Morle, Missy und Finett.

Terrier Flocki

Tierarzt Maarten Mohnke erfährt, dass Hund Flocki starken Durchfall hat und auch erbricht. Weitere Details werden abgefragt, und los geht die Fahrt mit Assistentin Tanita Wolf quer durch München zum ersten Patienten. Wir werden von der Patienten-Besitzerin schon sehnsüchtig erwartet und nach meiner Frage darf ich auch Fotos machen.

Flocki begrüßt uns freudestrahlend und sieht gar nicht so krank aus, doch der Schein trügt. Ich kann nun alles fotografieren, während sich Arzt und Assistentin nun um den kranken Hund kümmern. Er bekam vorsichtshalber Maulkorb und Geschirr umgelegt, es wird Fieber gemessen, Puls gefühlt, Details seiner Symptome abgefragt. Nach eingehender Untersuchung und der Empfehlung, den Hund genau zu beobachten, Fieber zu messen und ggf. in die Tierklinik oder zum Hausarzt zu gehen, fahren wir zurück zum Büro in die Herzogstraße.

Während wir auf den nächsten Anruf warten, kann ich schon mal meine Frage loswerden, wie sich „Silvester“ bei der Tierrettung gezeigt hat – gab es mehrere Einsätze?

Untersuchung und Diagnose von Tierarzt Maarten Mohnke

Flocki hatte eine Woche lang Durchfall, welcher allerdings mit Probiotika wieder verschwand. Dann wurde er etwas weicher, und am Tag unseres Eintreffens hatte er wieder grünlichen Durchfall und einmal erbrochen und war seiner Besitzerin hauptsächlich viel zu ruhig. Mit blässlichen Schleimhäuten und leicht erniedrigter Körpertemperatur, welche auf einen schlechten Kreislauf oder Blutarmut hindeuten können, waren diese Befunde schwerwiegender als der Durchfall zu dem wir gerufen wurden. Mit bekannten Herz- und Nierenproblemen und einem Alter von 14 Jahren, gab es für die Symptome mehrere Möglichkeiten, die bei Verschlechterung sogar einen Klinikaufenthalt zwingend machen würden. Mit Beginn der Therapie muss Flockis Besitzerin gut auf die Symptome achten, um im Zweifelsfall zeitnah in der Klinik vorstellig zu werden.

Silvester-Böller und die Tiere

Maarten Mohnke berichtete mir von mehreren Fällen, bei denen die Hunde panisch entlaufen waren und irgendwo dann – glücklicherweise nur leicht verletzt – gefunden worden sind. Ein (alter) Hund hatte sich nach einem Kanonenschlag so erschreckt, dass er hochgesprungen und dann tot umgefallen ist. Zahlreich waren die Anrufe, wie man die Haustiere beruhigen kann und ob man ihnen auch human-medizinische Medikamente geben darf. Es darf kein Medikament aus der menschlichen Hausapotheke verwendet werden. Eine gute Silvesterprophylaxe beginnt man mit seinem Tier spätestens Anfang Dezember

Rikko, einem kleinem Biewer Terrier, ist „kotzübel“

Ich darf hinten im Auto zum nächsten Einsatz mit dem Tierarzt Denis Haug und der Assistentin Tanita Wolf mitfahren. Auch von diesem Frauchen werden wir sehnsüchtig erwartet. Nach ärztlicher Beratung wird Rikko zusammen mit seinem besorgten Frauchen in die Tierklinik München zur weiteren Behandlung gebracht. Während der Fahrt quer durch die Stadt liegt er bereits am Tropf und wird von Tanita Wolf beruhigt. Sie hatte bereits die Tierklinik detailliert informiert, so dass man dort bereits erwartet wird. Danach geht es wieder zurück in die Herzogstraße. Inzwischen war Dr. Horvath eingetroffen und hatte mehrere Anrufe über verletzte Vögel entgegengenommen. Der nächste Einsatz von ihm ging dann zu einem alten Hund, der kollabiert war, und einer alten Katze. Ich blieb in der Praxis und stellte den anderen weiter meine „vielen“ Fragen.

Wir untersuchten am Samstagmittag den kleinen wuscheligen Rikko, einen 4-jährigen Biewer Terrier. Er hatte vormittags plötzlich mehrfach erbrochen und mehrfach blutigen Durchfall abgesetzt. Er war sehr matt und zeigte einen Kreislaufschock mit Untertemperatur. Wir haben Rikko zunächst mit Infusionen stabilisiert und zusätzlich mit Schmerzmitteln und Antibrechmittel versorgt. Wir hatten keinen Hinweis auf eine Vergiftung, eine akute Entzündung oder Fremdkörper. Auf der Intensivstation der Medizinischen Tierklinik wurde er weiterbehandelt. Diagnose: Verdacht auf AHDS (Akutes hämorrhagisches Durchfall-Syndrom).

Eine Meise wird erstversorgt

Beispielbild Foto: © Petr Ganaj/Pixabay

Inzwischen klingelt das Telefon, und es werden verletzte Vögel gemeldet. Eine kleine Meise wurde im Schuhkarton in die Praxis gebracht, sie war von einer Katze gebissen worden. Da sich in einem Katzenmaul besonders viele Bakterien befinden, bekam sie Antibiotika und durfte sich gesund schlafen, bis sie dann am Sonntag in die Vogelklinik zur Weiterbehandlung und Auswilderung gebracht wurde.

Vom Telefonklingeln und Protokollen

Es klingelte immerzu das Telefon, und manches konnte telefonisch erledigt werden. Natürlich sitzt man, wenn es keinen Einsatz gibt, dann nicht gemütlich bei einem Tässchen Kaffee, sondern versorgt vorhandene Vögel, bildet sich weiter, spricht über interessante Fälle und schreibt ausführliche Einsatzprotokolle. Diese detaillierten Protokolle sind wichtig für Nachfragen und auch für einen danach weiterbehandelnden Arzt. In einem großen Karton erholte sich inzwischen eine gebrachte Taube, die nicht mehr fliegen konnte und immer umkippte. Sie erholte sich langsam nach medizinischer Versorgung, trank Wasser und stärkte sich mit Körnchen. Vielleicht kann sie bald wieder losfliegen.

In allen „meinen“ Einsätzen handelte es sich um Hunde mit Brechreiz, Übel‐ keit und Durchfall – das klang ähnlich – aber immer waren es unterschiedliche Ursachen. Doch in jedem Fall wurde erst Fieber gemessen, Puls gefühlt und vieles musste erfragt werden. So erga‐ ben sich daraus die anschließenden Beiträge über „Tipps für den Anruf in der Tierarztpraxis oder bei der Tierrettung München“ und "Voruntersuchungen durch den Tierbesitzer". Fortsetzung folgt!

 
Regina Welk mit ihren Hunden

Regina Welk

Telefon:
+49 89 30 77 95 22
E-Mail:
info[at]tierrettungmuenchen.de
 

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