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Eine ganz schön dicke Lippe riskiert...

von: Sabrina Schneider
Tierärztin Tierrettung München e.V.

Rettungseinsätze –

„Vor ca. 1 Stunde war ich mit meiner Beagle-Hündin Annika spazieren und seitdem schwillt ihr Gesicht an. Trotz Kühlen wird es nicht besser!", berichtet uns eine besorgte Besitzerin am Telefon. Ansonsten sei die Hündin aber bei gutem Allgemeinbefinden.

Wir machten uns auf den Weg zu Hündin Annika. Vor Ort mussten wir ein wenig schmunzeln, denn die arme Hündin sah beinahe lustig aus. Da allergische Reaktionen auch lebensbedrohlich sein können, verloren wir keine Zeit und untersuchten die Vitalparameter (Herz, Atmung, Schleimhautfarbe, Kapilläre Füllungszeit, Puls) von Annika. Glücklicherweise war hier alles in der Norm. Lediglich die massiven Schwellungen im Gesicht der Hündin machten uns Sorgen, da auch der Bereich um die Nase deutlich geschwollen war.

Da nicht genau beurteilt werden konnte, ob Annikas Gesicht nicht vielleicht noch mehr zuschwellen wird und damit die Atemwege blockiert werden könnten, entschieden wir uns für eine Therapie mit einem Antihistaminikum und Kortison. Wir legten der braven Hündin einen Venenkatheter und verabreichten ihr hierrüber die beiden Medikamente. Danach durften die Besitzerin Annika unter guter Beobachtung wieder mit nach Hause nehmen.

Was genau die allergische Reaktion ausgelöst hat, konnte im Nachhinein nicht festgestellt werden. Uns erschien - trotz der Jahreszeit - ein Insektenstich am wahrscheinlichsten. Allerdings kommen auch andere Dinge als Ursache in Frage. Unter anderem sind Reaktionen nach Impfungen, auf Medikamente, Insekten, Pflanzen und viele weitere Dinge möglich. Diese treten in der Regel kurz nach dem Kontakt bis zu ca. 2 Stunden danach auf. In den meisten Fällen kommt es zu lokalen Reaktionen an der Kontaktstelle.

Gerade bei Insektenstichen sollte der Stachel vorsichtig entfernt und die Stelle gekühlt werden (bitte bei unseren Tieren nicht das Hausmittel Zwiebel anwenden, da diese für unsere Haustiere giftig ist!). Allerdings kann es auch zu systemischen Reaktionen (Schwellungen am ganzen Körper, Durchfall, Erbrechen) kommen bis hin zu einem anaphylaktischen Schock und letztendlich dem Tod des Tieres. Bei stärkeren Reaktionen, wie bei Beagle-Hündin Annika, sollte Kontakt zu einem Tierarzt aufgenommen und weitere therapeutische Schritte besprochen werden.

Wenn der Hund einen anaphylaktischen Schock erleidet, muss umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden. Hier sind zur Behandlung oft Infusionen und mehrere Medikamente notwendig, um das Herz-Kreislauf-System wieder zu stabilisieren. Nehmen sie lieber einmal zu viel als einmal zu wenig Kontakt mit ihrem Tierarzt auf!

 

Sabrina Schneider
Tierärztin Tierrettung München e.V.