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Gefährliche Gebärmutterentzündung – Not-OP im Urlaub

Hündin Chiara Mia
Chiara Mia hatte im Urlaub Glück im Unglück. Foto: © privat

von: Dr. Evelyne Menges
Präsidentin aktion tier-tierrettung münchen e. V., Stadträtin

Rettungseinsätze –

Wer will nicht die schönste Zeit im Jahr im Urlaub sorgenfrei verbringen. Umso schrecklicher, wenn gerade im Urlaub eine Not-OP durchgeführt werden muss. So zu Pfingsten bei unserer CHIARA MIA.

Unsere 12,5 Jahre alte Chiara Mia ist eine nicht kastrierte Königspudelhündin. Ich hatte mich dafür entschieden, sie nicht kastrieren zu lassen, weil es überhaupt keinerlei Anhaltspunkte dafür gab, dass eine Kastration medizinisch indiziert, also erforderlich ist. Schließlich verlieren die Hunde dabei ihre Hormone. Bei meiner Morle beispielsweise war im Alter von vier Jahren wiederholt erkennbar, dass sich die Gebärmutter nach der Läufigkeit nicht richtig leert, also weiterhin wie Weißwürste im Ultraschall erkennbar war und nicht wie ein Bleistift. Hier schien das Risiko einer Gebärmutterentzündung recht groß zu sein. Deshalb entschied ich mich auf Anraten meines damaligen Haustierarztes, sie kastrieren zu lassen. Die OP ist schon schwer genug, kommt noch eine Entzündung hinzu, muss operiert werden und die OP wird noch riskanter. 

Bei Chiara Mia war das anders: Die regelmäßigen Ultraschall-Untersuchungen nach der Läufigkeit zeigten, dass sich alles bestens zurückentwickelt hatte und eine Kastration auch nicht medizinisch indiziert wäre. 

ch führte auch Tagebuch, wie häufig sie läufig wurde, wann die Blutung begann und wann sie endete. Ihr Zyklus beträgt zwischen 8-6 Monate. So staunte ich nicht schlecht, als sie im Frühsommer in diesem Jahr, nach nur 3 Monaten, wieder läufig wurde. Natürlich besuchte ich dann sofort meinen Haustierarzt. Der Ultraschall war damals – soweit man etwas erkennen konnte – nicht auffällig. Leider hatte man mir aber versäumt zu sagen, dass sich wegen der vorzeitigen Läufigkeit eine Gebärmutterentzündung (= Pyometra) entwickeln könnte und es möglicherweise ratsam sei, jetzt zu kastrieren, eben ohne Entzündungen im Körper.

Bei Dr. Patrice Nazac, dem behandelnden Tierarzt.
Bei Dr. Patrice Nazac, dem behandelnden Tierarzt. Foto: © privat

Da mir dieser Rat vom Haustierarzt nicht erteilt worden war, sind wir ganz entspannt zwei Wochen später in den Urlaub in die Normandie gefahren.

Der rote Ausfluss wollte aber nicht aufhören… Nach zwei Tagen, angekommen in der Normandie, wurde er langsam orange. Wann wird der rote Ausfluss orange, fragt sich der Laie? Wenn eine gelbe Flüssigkeit hinzukommt, und das ist Eiter! Chiara Mia hörte auch schon lange auf richtig zu fressen und nahm rasant ab. Man spürte alle Rippen! Nach telefonischer Rücksprache mit unserer Cheftierärztin der Tierrettung München, Dr. Ines Holz, suchte ich am Pfingstdienstag sofort eine Tierklinik in der Normandie auf. Die Untersuchung im Ultraschall ergab eine stark geschwollene Gebärmutter und stark erhöhte Leber- und Nierenwerte. Chiara Mia wog bei 52 cm nur noch 14 kg, eindeutig untergewichtig. Gott sei Dank waren diese Blutwerte noch nicht so erhöht, dass die Organe durch die Entzündung stark beschädigt waren.

Am nächsten Tag fand morgens die Not-OP statt.

Dr. Patrice Nazac, ein Facharzt für Kleintiere aus Paris, hat mir den Wunsch erfüllt, dass ich bei der Narkose dabei sein durfte. Chiara Mia beruhigt sich mehr, wenn ich dabei bin, und ich lasse sie sehr ungern in dieser ungewohnten Situation alleine. Danach bin ich gegangen. Ich glaube, Dr. Nazac hätte mich auch noch bei der OP zuschauen lassen, aber nein, das hätte ich wirklich nicht gepackt. Am späten Nachmittag kam dann endlich der Anruf aus der clinique vétérinaire. Unsere Chiara Mia hatte die Not-OP überstanden, war aber noch nicht über dem Berg. Ob ich die Gebärmutter und Eierstöcke sehen möchte? Auf diese Frage war ich nicht vorbereitet, aber mein fachliches Interesse war größer als meine Hemmung, und deshalb wurde mir die sehr stark angeschwollene, eitrige Gebärmutter gezeigt. Es war wirklich der letztmögliche Zeitpunkt, diese Not-OP durchzuführen.

Nun fährt man normalerweise in den Urlaub ohne einen sogenannten Body und ohne Trichter. Die Tierklinik hat mir den bekannten Plastiktrichter mitgegeben, hatte leider keinen Body. Was macht man da? Man holt das beste Shirt aus dem Schrank. Schneidet hinten zwei Löcher für die hinteren Beine aus, und zieht dem Hund dieses Shirt über dem Kopf an. Damit es hält, wird dann noch hinten am Rücken ein Knoten gemacht. Den störenden Plastiktrichter konnte ich schnell absetzen, da unsere Chiara Mia erfreulicherweise nicht an die Wunde ging. Zwei Wochen später hatte Dr. Patrice Nazac die Fäden gezogen. Und am nächsten Tag fuhren wir wieder heim nach München.

Das war kein schöner Urlaub, voller Bangen und Hoffen um Chiara Mia.

Was lernen wir aber daraus?

Man ist auch im Ausland nicht alleine gelassen. Gerade in Frankreich gibt es hervorragende Tierärzte (auf der Halbinsel Cotentin in der Normandie ist die Tierärztedichte größer als bei Ärzten der Humanmedizin). Im nächsten Urlaub nehme ich für alle Fälle den Body und den Trichter mit, den ich daheim habe. Man weiß ja nie. Heute ist Chiara Mia 13 Jahre alt, frisst sehr gerne, wie alle kastrierten Hunde, und wiegt inzwischen 15,65 kg. Wir sind sehr glücklich, wenn wir sehen, wie sehr sie wieder im Leben steht.

An dieser Stelle gilt: 
merci beaucoup, Monsieur Docteur Nazac, pour l’opération réussie!

 

Dr. Evelyne Menges
Präsidentin aktion tier-tierrettung münchen e. V., Stadträtin