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Gefährliches Katzenleben auf Münchner Strassen

Gefährliches Katzenleben
Rettungseinsätze –

Ein Einsatztag wie viele in München. Ich habe heute Dienst. Es kommen viele Anrufe. Am 16.05.06 klingelt um 12.01 Uhr das Notfalltelefon der tierrettung münchen. Eine aufgeregte Frau am anderen Ende der Leitung schildert hastig einen eiligen Notfall. Es geht um eine verletzte Katze im Straßengraben der sehr belebten Fürstenriederstraße. Von Sebastian Haag, Tierarzt

Die Anruferin hat die fremde Katze gefunden und da sie eine Tierfreundin ist, und die Katze offensichtlich stark verletzt ist und sich nicht mehr bewegen kann, sofort die aktion tier - tierrettung münchen e.V. gerufen. Um 12.13 Uhr fahre ich mit unserem roten Rettungswagen die Fürstenriederstraße herunter und halte direkt am exakt beschriebenen Unfallort bei der Katze. Genaue Angaben bei Unfällen sind sehr wichtig, nur so können wir Patienten, die verletzt auf einer Straße liegen, überhaupt finden.

Die Kleine muss angefahren worden sein und hat sich vermutlich gerade noch in Sicherheit bringen können, weg von der stark befahrenen Straße hinter die parkenden Autos am schützenden Bordstein. Die Tierfreundin muss leider in die Arbeit, jedoch der Herr bleibt bei der Katze. Leider haben beide den Unfall nicht beobachtet, aber glücklicherweise die Katze gefunden. Der kleine Patient ist orientierungslos und leidet an einem Kreislaufschock. Ich nehme die Katze und bringe sie in unseren Rettungswagen, um sie zu untersuchen. Neben einem akuten Schock hat die Katze nach meiner Einschätzung mehrere Beckenbrüche erlitten, kleinere Hautverletzungen und eventuell innere Blutungen. Die Knochenbrüche sind im Moment nicht lebensgefährlich, jedoch können der Schock und die inneren Blutungen rasch sehr ernst werden, denn die Katze befindet sich schon in Seitenlage und hat Krämpfe. Das ist wirklich kritisch, ich muss jetzt als Tierarzt schnell reagieren. Und das bedeutet Notfallmedizin! Ich rasiere also ein Bein, desinfiziere die Haut und lege einen Zugang zur Vene. Dann lege ich eine warme Infusion, d.h. die Katze bekommt Kochsalzlösung in ihr Blut, um den Kreislauf zu stabilisieren. Zusätzlich bekommt sie ein Schmerzmittel gespritzt und wird in eine Decke eingepackt. Auch wenn dies nicht sehr spektakulär aussieht, ist eine solche Notfallbehandlung lebensrettend. Durch diese Behandlung lassen die Krämpfe nach ein paar Minuten nach und die Katze stabilisiert sich etwas.

Jetzt muss sie schnell in die Klinik um weitere Verletzungen mit einem Röntgenbild abzuklären. Unser Rettungswagen ist 15 Minuten später in der Klinik und ich kann den kleinen Patienten an die dortigen Kollegen übergeben. Im Röntgenbild bestätigt sich der Verdacht der Knochenbrüche, aber glücklicherweise sind keine anderen Verletzungen zu finden. Die Beckenbrüche sind kompliziert und müssen operiert werden. Dazu muss die Katze aber erst wieder stabil werden, d.h. sie kann erst in den nächsten Tagen operiert werden, wenn ihr Kreislauf wieder in Ordnung ist. Durch einen Chip kann die Tierklinik schon am gleichen Tag ihre Besitzer ermitteln. Dies zeigt wieder einmal wie wichtig der Mikrochip und die Registrierung ist. Und zwar für beide! Die Besitzer waren bereits sehr besorgt um ihren Liebling und dann natürlich sehr erschüttert über die Nachricht des Unfalls. Erfreulich ist jedoch, dass die Katze bereits außer Lebensgefahr ist und nach der Operation bald nach Hause zu ihren Besitzern gehen konnte. Wir hoffen, dass sie in wenigen Wochen wieder frech herumtollen kann und sobald keinen Ausflug mehr im Rettungswagen der Tierrettung - München macht.