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Hat der Kater wirklich an der Lilie geknabbert?

von: Sabrina Schneider
Tierärztin Tierrettung München e.V.

Ratgeber Tiermedizin –

Anfang Dezember wurde die Tierrettung München von einer besorgten Tierbesitzerin angerufen, weil ihr Britisch-Kurzhaar-Kater schon die ganze Nacht erbrochen hatte und auch wieder weißlichen Schaum erbrach und zunehmend ruhiger wurde.

Die Besitzerin berichtete, dass der Kater den am Vortag von einer Freundin geschenkten Blumenstrauß sehr interessant fand und auch etwas daran geknabbert hat. Vor Ort mussten wir leider feststellen, dass eine Blume in dem Gesteck vermutlich eine Lilie war. Lilien sind hochgradig giftig für Katzen, und schon kleinste Mengen (Größe eines kleinen Fingernagels) können zu einem akuten Nierenversagen führen.

In diesem Fall war nicht ganz klar, ob der Kater wirklich an der Lilie oder nur an dem restlichen Gesteck geknabbert hat. Daher rieten wir der Besitzerin zur Anfertigung eines Notfalllabors, um die Nierenwerte zu kontrollieren. Die Nierenwerte waren glücklicherweise im Normalbereich. Daher bekam der Kater von uns eine Infusion, ein Mittel gegen Übelkeit und ein Schmerzmittel. 

Lilien sind sehr gefährlich für Katzen. Die ersten Symptome (Erbrechen, Speicheln, Fressunlust, Apathie) treten ca. 1-3 Stunden nach Aufnahme auf. Danach wird meistens eine Verbesserung vorgetäuscht, da die Symptome kurzzeitig verschwinden. Allerdings kann es ab ca. 12 Stunden (bis zu 72 h) nach Aufnahme zu einem vermehrten Harnabsatz, dann zu ausbleibenden Harnabsatz und letztendlich zu einem akuten Nierenversagen kommen, welches tödlich enden kann.

Ein akutes Nierenversagen nach Aufnahme einer Lilie, kann auch erst bis zu 30 Stunden danach beginnen. Daher bekam die Besitzerin von uns den Auftrag, gut auf den Urinabsatz und das Trinkverhalten zu achten. Schon bei geringsten Auffälligkeiten muss umgehend eine Tierklinik aufgesucht werden.

In diesem Fall ging es dem Kater schon am nächsten Tag besser, und auch drei Tage später zeigte er glücklicherweise noch keine Veränderungen im Trink- und Urinabsatzverhalten.

 

Sabrina Schneider
Tierärztin Tierrettung München e.V.