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Junge Stadttaube vor qualvollem Tod bewahrt

Junge Stadttaube vor Tod bewahrt
Nach einer schonenden Wundbehandlung und Versorgung der Verletzungen, verabreichte man der Taube ein starkes Schmerzmittel und ein geeignetes Antibiotikum. Foto: © aktion tier Tierrettung München e.V.
Rettungseinsätze –

Im folgenden Fall wurden wir am Abend des ersten Weihnachtsfeiertages von Mitarbeitern eines Hotels in der Münchner Innenstadt gerufen. Sie berichteten, dass eine Taube an den Metallspikes, die zur Taubenabwehr an der Fassade angebracht werden, feststeckte. Da sie befürchteten, dass das Tier wohl schwer verletzt sei, unternahmen sie selbst keine Befreiungsversuche, sondern baten sofort um kompetente Hilfe.

Von Dr. Sylvia Haghayegh. Vor Ort angekommen, stellte ich fest, dass die Einschätzung des Hotelpersonals sehr wohl zutraf. Die Situation stellte sich wie folgt dar: Eine Taube war durch die sehr nah aneinander befestigten Metallspikes regelrecht eingekeilt und fixiert. Auf den ersten Blick konnte ich nicht erkennen wie sie sich in diese missliche Lage gebracht hatte. Da sie jedoch regungslos da saß und keinerlei Flucht- und Abwehrreaktionen bei meiner Annäherung zeigte, hatte ich fast den Eindruck, dass einer der Metallspikes ihren Körper durchbohrt haben musste. Vorsichtig versuchte ich mit beiden Händen, ihren Körper leicht anzuheben. Dabei spürte ich einen Widerstand. Der Grund dafür war eine dünne Schnur, die sich sowohl an den Beinen der Taube als auch an zwei nebeneinander befestigten Metallspikes verfangen hatte. Das arme Wesen steckte sozusagen mit jedem Fuß an einem Spike fest. Durch die verzweifelten Befreiungsversuche hatte sie sich an den Beinen erheblich verletzt. Das Unglück musste so passiert sein: Die Taube wurde durch einen Aschenbecher, der auf dem Fenstersims lag, angelockt. Sie vermutete wohl, darin etwas Essbares zu finden. Eine Schnur, die sich bereits zuvor um ihre Beine gewickelt hatte, muss sich beim Landeanflug so unglücklich in den Spikes verfangen haben, dass ein Entkommen aus eigener Kraft nicht mehr möglich war. Die Taube muss wohl die Schnur schon länger mit sich getragen haben. Dies war daran zu erkennen, dass die Beine im Gelenk stark geschwollen und die Blutzufuhr der Zehen bereits deutlich beeinträchtigt war. Vorsichtig durchtrennte ich die stramm anliegende Schnur und bemerkte, dass diese bereits tiefe Riefen an ihren Beinen hinterlassen hatte. Nach einer schonenden Wundbehandlung und Versorgung der Verletzungen, verabreichte ich der Taube ein starkes Schmerzmittel und ein geeignetes Antibiotikum. Über Nacht bekam sie eine warme Schlafgelegenheit mit Wasser und Futter. Als ich sah, wie sie sich auf das Futter stürzte und dies bereits innerhalb weniger Minuten aufpickte, war ich sehr erleichtert und freute mich, dass ich diesem Geschöpf das Leben habe bewahren können. Dies war wahrhaftig der schönste Moment zum Ausklang meines Arbeitstages. Wiederum ist mir aufgefallen, wie dankbar Tauben jedes Mal für ihre Befreiung sind. Sie sind freundliche und geduldige Geschöpfe. Nicht umsonst sind sie das Symbol des Friedens und der Ehe. Trotzdem werden sie als Plage empfunden und man setzt vielerorts Netze oder Spikes zu ihrer Abwehr ein. Diese Abwehrmaßnahmen können sich durchaus als potentielle Verletzungsquellen darstellen, wie in diesem Fall geschildert.