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Die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) Kater Paulchen ist gut versorgt

von: Nora Rainer

Rettungseinsätze –

Es ist 23 Uhr in München: Der Anruf einer aufgelösten Besitzerin geht auf dem Notdiensttelefon der Tierrettung München ein: „Ich habe einen älteren Kater zu Hause. Er wollte gestern schon nicht wirklich fressen und hat sich zurückgezogen. Jetzt bekommt er plötzlich keine Luft mehr und atmet mit offenem Maul. Er kann auch nicht mehr richtig laufen. Ich glaube, seine Hinterbeine sind gelähmt. Können Sie bitte schnell kommen und unserem Paulchen helfen?“.

Tierärzte denken bei so einem Vorbericht an die sogenannte hypertrophe Kardiomyopathie als Grundursache für die beschriebene Symptomatik.

Bei der hypertrophen Kardiomyopathie handelt es sich um eine Herzmuskelerkrankung von der vor allem Katzen betroffen sind. Sie ist die häufigste Herzmuskelerkrankung bei der Katze. Es wird davon ausgegangen, dass es sich bei der HCM um eine genetische (erbliche) Erkrankung handelt. Häufig betroffene Rassen sind Maine Coons, Perser, Ragdolls, Britische und Amerikanisch Kurzhaar, aber auch Europäische Kurzhaar Katzen sind häufig betroffen.

Diese Erkrankung zeichnet sich durch eine Verdickung (Hypertrophie) des Herzmuskels aus. Davon ist vor allem der Herzmuskel der linken Seite des Herzens betroffen, die Erkrankung kann jedoch auch die rechte Seite betreffen und sowohl nur fokal (nur eine bestimmte Stelle betreffend) oder generalisiert (den gesamten Muskel betreffend) vorkommen. Verdickt sich der Muskel, so kann dieser nicht mehr die normale Leistung erbringen, und es kommt dann im Spätstadium der Erkrankung zum Rückstau des Blutes in den Vorhof und in der Folge in die Lunge. Katzen, die dieses Stadium erreicht haben, zeigen Atemnot aufgrund von Wasseransammlungen in der Lunge (Lungenödem) oder in der Brusthöhle (Thoraxerguss). Selten gehen auch eine Leistungsschwäche oder Ohnmachtsanfälle (Synkopen) mit dieser Erkrankung einher.

Haben Patienten das Spätstadium erreicht und zeigen die oben beschriebenen Symptome, so sollte sofort ein Tierarzt gerufen werden. Diese Tiere benötigen dringend Sauerstoff sowie Entwässerungsmedikamente und im Falle einer Aortenthrombose auch dringend ein starkes Schmerzmittel. Die Diagnose kann dann anhand einer Ultraschalluntersuchung gestellt werden, in der man die typischen Veränderungen am Herzen sieht. Ist eine Stabilisierung dieses kritischen Zustands erfolgt, so benötigen diese Patienten eine lebenslange Therapie mittels Tabletten, und des Weiteren ist eine gute Überwachung der Atemfrequenz wichtig, um eine notwendige Anpassung der Medikamente zu erkennen. Das tägliche Zählen der Atemfrequenz bei Katzen mit einem Herzproblem kann den kritischen Zustand der Atemnot oft durch vorzeitige Anpassung der Medikamente verhindern! Im Fall einer Aortenthrombose ist die Prognose sehr schlecht, sodass die Mehrheit der Patienten leider eingeschläfert werden muss.

Wichtig: Ein verdickter Herzmuskel muss nicht immer bedeuten, dass Ihre Katze an einer HCM leidet. Es gibt auch die so genannte „sekundäre Hypertrophie“, welche durch eine andere Grundursache wie zum Beispiel durch eine Überfunktion der Schilddrüse oder Bluthochdruck, Dehydratation oder aber auch durch eine neoplastischen Infiltration (Tumor) entstehen kann. Die weitere Therapie kann sich in solchen Fällen anders gestalten, weswegen eine komplette Abklärung für eine optimale Therapie sehr wichtig ist.

Leider ist eine sehr häufige Folge der hypertrophen Kardiomyopathie die sogenannte Aortenthrombose (Blutgerinnsel in der Aufzweigung der Hauptschlagader). Diese Katzen zeigen dann eine Lähmung in einem oder an beiden Hintergliedmaßen, wobei sehr selten auch die Vordergliedmaßen betroffen sein können. Genau diese Symptomatik zeigte auch unser Patient Paulchen. Er wurde von der Tierrettung München erstversorgt und dann zur weiteren Diagnostik in eine Klinik gebracht.