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Katze als Schwertschluckerin

Zunächst suchte die Tierärztin den Maul- und Gaumenbereich der Samtpfote gründlich ab. Die Nadel war leider nicht zu sehen. Foto: © aktion tier Tierrettung München e.V.
Rettungseinsätze –

Dass junge Katzen gerne mit einem Wollknäuel spielen, weißman ja. Aber dass sie auch an dünnen Nähfäden Gefallen finden, ist so nicht unbedingt bekannt. Dies musste eine Katzenbesitzerin feststellen, die zunächst noch ganz gemütlich mit einer Flickarbeit beschäftigt war. Die Katze sah ihr vom Sofa aus interessiert zu.

Von Dr. Sylvia Haghayegh. Für einen kurzen Moment unterbrach die Katzenliebhaberin ihre Arbeit und ließ ihr Handwerkszeug auf dem Tisch liegen. Als sie das Nähen wieder aufnehmen wollte, fehlte von Nadel und Faden jegliche Spur. Noch ohne Arg wurde beides gesucht und man fand zunächst nur den Faden und zwar aus dem Maul der Katze hängend. Die Frau, die mittlerweile höchst angespannt war, zog ganz vorsichtig am Faden, in der Hoffnung die Nadel mit heraus zu bekommen. Doch am Faden hing keine Nadel. Daraufhin begannen die Mutter mit ihrer neunjährigen Tochter fieberhaft den Boden nach der Nadel abzusuchen – vergeblich, es war keine Nähnadel auffindbar. Die Schlussfolgerung, dass die Katze nicht nur den Faden, sondern auch die Nadel verschluckt hatte, lag jetzt bereits nahe. Die Katzenbesitzerin rief, mittlerweile in Panik geraten, schluchzend die aktion tier – tierrettung münchen e.V. an. Die diensthabende Tierärztin, Frau Dr. Sylvia Haghayegh, die gerade in einem Einsatz war, brach diesen augenblicklich ab, um möglichst schnell vor Ort der Katze zu helfen. Zunächst suchte die Tierärztin den Maul- und Gaumenbereich der Samtpfote gründlich ab. Die Nadel war leider nicht zu sehen. Da aber die Katze immer wieder versuchte, ihren Hals lang zu strecken und mit dem Kopf ruckartige Bewegungen ausführte musste die Nadel noch im Schlundbereich stecken. Das Tier musste nun möglichst schnell in die Tierklinik gebracht und geröntgt werden. Das Röntgenbild brachte die Gewissheit: die Nadel war im oberen Speiseröhrenbereich zu sehen. Die Nähnadel lag in Schluckrichtung, hatte sich aber trotzdem in der Speiseröhre verfangen und stach das Tier bereits massiv in das Gewebe. In Vollnarkose konnte die Nadel endoskopisch entfernt werden.

Um solche Fälle zu vermeiden, sollte in der Wohnung von Katzenfreunden nichts liegen gelassen werden, was die Neugier des Haustiers wecken könnte. Das ist nicht immer einfach, da Katzen von Natur aus sich für alles interessieren, aber es ist hier eine besondere Aufmerksamkeit einzufordern. Insbesondere Geschenkbänder, Wollfäden oder auch Nähfäden werden von jungen Katzen immer wieder verschluckt. Wollfäden können sich um den Zungengrund wickeln oder in einer Magenfalte hängen bleiben. Der Wollfaden kann dann nicht mehr auf natürlich Weise ausgeschieden werden. Scharfe Gegenstände wie Nähnadeln oder Knochenstücke verletzen die Katze häufig in der Speiseröhre oder können auch zu Beschwerden im Magen- und Darmbereich führen. Der Katzenhalter sollte auf jeden Fall bei einem vermuteten Zwischenfall zuerst das Maul untersuchen – im günstigsten Fall findet er dort noch den Fremdkörper und kann ihn mühelos entfernen. Ansonsten kann er nicht mehr viel machen. Die Katze sollte dabei auf keinen Fall unter Stress gesetzt werden. Wenn man nicht mehr weiterkommt, dann hilft nur noch der Tierarzt und wenn dies nicht möglich ist, dann hilft ganz sicher die aktion tier – tierrettung münchen e.V..