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Kleine Pfoten, großes Glück – Ein Einsatz, der Leben rettete

Foto: © Tierrettung München

von: Melanie Onderscheka
Tierärztin bei der Tierrettung München

Rettungseinsätze –

An einem Mittwochvormittag wurden wir von einer Frau gerufen, sie habe von ihrem Balkon aus eine Katze beobachtet, die ihre Jungen unter dem Balkon einer gegenüberliegenden Wohnung bekommen hatte und nun sehr hilflos wirke. Sie sei von den Rufen der Babys auf die Situation aufmerksam geworden und denke, die Jungen bräuchten dringend Hilfe.

Wir fuhren sofort los und fanden vier neugeborene Katzenwelpen samt Mutter in einem Gebüsch vor. Aufgeschreckt von unserem Besuch, flüchtete das noch sehr jung wirkende Muttertier. Nachdem wir ihr einmal um den gesamten Häuserblock gefolgt waren, konnte sie uns aufgrund ihres Heimvorteils geschickt abhängen, deswegen widmeten wir uns zunächst wieder den zurückgelassenen Babys. Alle vier neugeborenen Kitten waren noch nass und aufgrund der kalten Witterung stark unterkühlt. Sie atmeten nur noch sehr unregelmäßig und flach. Gemeinsam mit der Finderin rubbelten wir die Kleinen erstmal richtig trocken und wärmten sie anschließend mit unseren mitgebrachten Wärmekissen und Decken auf, woraufhin sie schon nach kurzer Zeit deutlich munterer und aktiver wurden. Nun begannen sie leise nach ihrer Mutter zu schreien und suchten aktiv nach noch mehr Wärme.

Foto: © Tierrettung München

Da es immer noch herbstliche Temperaturen von um die 10 °C hatte, zögerten wir nicht lange und packten die Kleinen kurzerhand unter unsere T-Shirts, um sie mit unserer Körperwärme möglichst gut warm zu halten. Nach einiger Zeit kam die Mutter wieder, um nach ihren Babys zu sehen, jedoch war sie jedes Mal bei unserem Anblick aus der Ferne schon so verschreckt, dass wir uns ihr nicht einmal mehr weit genug nähern konnten, um sie mit einem Kescher einzufangen. Einige Nachbarn, die auf unseren Besuch aufmerksam geworden waren, unterstützten uns den ganzen Vormittag tatkräftig beim Suchen der Mutterkatze. Beim letzten Mal, als wir sie an diesem Tag sahen, kam sie bis an die Stelle, an der sie ihre Babys ursprünglich abgelegt hatte und suchte diese. Später haben wir sie nicht mehr zu Gesicht bekommen, auch Versuche, mit den Babys herumzulaufen und sie nach ihr rufen zu lassen, zeigten keinen Erfolg. Nach einer weiteren Stunde des vergeblichen Wartens und der Versorgung der Kleinen mit etwas Glucose Lösung, machten wir uns deswegen ohne das Muttertier auf den Weg ins Tierheim München, um die Kitten in die Obhut des Pflegepersonals und der Tierärzte dort zu geben. Alle vier waren fit und munter und hatten sich gut von der kurzzeitigen Unterkühlung erholt.

Ungewollte Schwangerschaften und Geburten unter widrigen Umständen wie diese kommen leider auch bei uns in Deutschland immer wieder vor. In unserem Fall konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob das Muttertier gechippt war und einen Besitzer hatte oder ob es sich dabei um eine wild lebende Katze handelte. Von ihrem Verhalten und ihrer gezeigten Scheu gegenüber Menschen liegt es jedoch nahe, dass sie keinen regelmäßigen Umgang mit Menschen hat und vermutlich auch kein festes Zuhause.

Durch eine aufmerksame Nachbarin und unseren Einsatz konnten die vier kleinen Babys diesmal vor ihrem sicheren Tod durch Erfrieren gerettet werden. Doch so viel Glück haben nicht alle. Um unnötiges Tierleid zu verhindern und einer unkontrollierten Fortpflanzung vorzubeugen, liegt es an uns Menschen, Verantwortung für unseren Haustiere zu übernehmen und Freigänger Kater, aber auch Katzen, kastrieren zu lassen. Nur so kann Tierleid verhindert werden, bevor es überhaupt entsteht.

 

Melanie Onderscheka
Tierärztin bei der Tierrettung München