Gefährliche Pfotenverletzung Routine-Gassi wird zum Notfall-Einsatz
Im März wurden wir zu einer französischen Bulldogge gerufen, die stark aus der Pfote blutete. Die Besitzerin war mit „Gumball“ spazieren, als er plötzlich aus dem Gebüsch mit einer stark blutenden Pfote kam.
Sie lief sofort nach Hause und versuchte, die Pfote zu verbinden, war jedoch aufgrund der großen Blutmengen sehr aufgeregt und hilflos und rief die Tierrettung München an. Sie hatte währenddessen bereits einen Druckverband angelegt. Dieser stillte die Blutung, weshalb sie den Einsatz zunächst wieder stornierte und den Hund bei ihrer Haustierärztin vorstellen wollte. Leider hatte diese keine Zeit und empfahl aufgrund der Beschreibung der massiven Blutung eher einen Besuch in einer Tierklinik. Die Besitzerin hatte jedoch kein Auto und musste zur Arbeit. Deshalb rief sie erneut bei uns an und bat um einen Besuch mit möglichem Kliniktransport. Daraufhin machten wir uns zu Gumball auf den Weg. Auf dem Weg zur Haustür sahen wir schon viele blutige Pfotenabdrücke, denen wir bis in die Wohnung folgen konnten. Auch dort waren zahlreiche blutige Abdrücke zu finden. Da Gumball nicht besonders positiv auf Tierärzte zu sprechen ist, wurde ihm ein Maulkorb angelegt. Eine Erstuntersuchung der Herz-Kreislauf-Parameter wurde durchgeführt. Beim Versuch, die Pfote zu untersuchen, war Gumball so gestresst, dass wir beschlossen, ihm zunächst ein Schmerzmittel zu verabreichen, das auch einen sedierenden Effekt hatte. Danach konnten wir die Pfote untersuchen.
Wir fanden eine kleine Verletzung oberhalb des großen Ballens auf Höhe der Mittelhandknochen auf der Rückseite der Vordergliedmaßen. Außerdem zeigte sich eine Schwellung. Diese massierten wir vorsichtig aus, um auszuschließen, dass es sich um einen Fremdkörper handelte. Leider war es ein bereits gebildetes Blutkoagel (ein Blutgerinnsel), wodurch die Wunde erneut zu bluten begann. Wir übten erneut Druck auf die Wunde aus und besprachen mit der Besitzerin das weitere Vorgehen. Aufgrund der starken Blutung ging ich davon aus, dass eine Arterie verletzt war, die gegebenenfalls chirurgisch versorgt werden müsste, um die Blutung dauerhaft zu stoppen. Die Besitzerin wollte zunächst eine Versorgung vor Ort und gegebenenfalls nach der Arbeit eine Tierklinik aufsuchen, falls die Blutung wieder auftreten sollte.
Die einzige Möglichkeit, die ich vor Ort noch sah, war ein medikamentöser Versuch, die Blutung zu stoppen. Nach Rücksprache mit der Tierklinik applizierten wir lokal Adrenalin auf die blutende Stelle. Zusätzlich spülten wir die Wunde vorsichtig und übten weiterhin Druck aus. Nach einiger Zeit kam die Blutung zum Stillstand. Wir legten einen erneuten Druckverband an und ließen den Besitzern Verbandsmaterial für einen späteren Wechsel da. Sie sollten die Wunde kontrollieren, sobald die Besitzerin von der Arbeit zurück ist, und gegebenenfalls eine Tierklinik aufsuchen, falls die Blutung wieder einsetzt. Der Hund erhielt zudem eine Antibiose und Schmerzmittel, da die Pfählungsverletzung in Gelenknähe lag und ich eine Infektion ausschließen wollte. Es wurde empfohlen, den Hund am nächsten Tag bei der Haustierärztin vorzustellen und ihn bis dahin möglichst ruhig zu halten.