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Terrier Bragi – Gerade nochmal Glück gehabt

Terrier Bragi
Terrier Bragi Foto: © Tierrettung München

von: Sabrina Schneider
Tierärztin Tierrettung München e.V.

Rettungseinsätze –

Im Juni wurde die Tierrettung München von einer besorgten Dame alarmiert, da ihre Nachbarin einen Suizidversuch begangen und leider auch dem Hund Tabletten verabreicht hatte. Der Terrier-Rüde sei noch ansprechbar, war jedoch nicht steh- und gehfähig, erklärte die Dame. Zunächst war nicht klar, welche Tabletten verabreicht worden sind. Der Notarzt für die Besitzerin des Hundes war schon vor Ort.

Wir machten uns natürlich schnellstmöglich auf den Weg, um das Leben des Hundes zu retten. Vor Ort trafen wir auf jede Menge helfende Hände. Der Hund wurde schon in seinem Körbchen auf die Straße und zu unserem Auto gebracht. Er war glücklicherweise immer noch ansprechbar.

Bragi wurde sofort klinisch untersucht. Sein Herz-Kreislauf-Zustand war stabil, sein Bewusstsein war reduziert, und er war nur mit Unterstützung stehfähig. Nun war es an der Zeit herauszufinden, welche Tabletten Bragi verabreicht wurden. Hierfür organisierten die Nachbarn den Müll aus der Wohnung. Wir fanden große Mengen an Bromazepam-Blistern und eine leere Frischkäseverpackung. Der Verdacht lag nahe, dass dem TerrierRüden die Tabletten mit Hilfe des Frischkäses verabreicht worden waren. Die genaue Menge und der Zeitpunkt der Gabe blieben leider unbekannt.

Bromazepam gehört zur Wirkstoffgruppe der Benzodiazepine.

Es zeichnet sich durch eine angstlösende Wirkung aus und wird zur Behandlung von akuten Angstzuständen, als Beruhigungsmittel (Sedativum), seltener als Schlafmittel verwendet. Glücklicherweise gibt es für diese Wirkstoffgruppe ein Gegenmittel.

Wir legten Bragi einen venösen Zugang, nahmen ihm Blut ab und injizierten ihm das Gegenmittel. Wir rieten trotzdem zu einem Transport in die Tierklinik, damit Bragi über Nacht überwacht werden konnte und ihm das Gegenmittel gegebenenfalls erneut verabreicht werden konnte. Die Nachbarin, die auch Bragis neue Besitzerin wurde (dies war wohl zuvor schon geklärt worden), stimmte einem Transport in die Tierklinik zu.

Während des Transportes erhielt der Terrier außerdem noch eine Infusion, um den Kreislauf, insbesondere den Blutdruck, aufrechtzuerhalten. Immer wieder schlief der Hund fest ein, konnte aber durch Rufen wieder aufgeweckt werden. In der Klinik war er schon etwas sicherer auf den Beinen, auch wenn er immer etwas zum Anlehnen suchte. Bragi hat die Nacht in der Tierklinik gut überstanden, und wir drücken ihm alle Daumen, dass er keine bleibenden Schäden davonträgt und nun noch ein gutes Leben bei seiner neuen Besitzerin hat.

 

Sabrina Schneider
Tierärztin Tierrettung München e.V.