Notruftelefon: 01805 TIERRE 01805 84 3773* * 0,14 Euro/Min aus dem dt. Festnetz, max. 0,42 Euro/Min aus dem Mobilfunknetz

Zugvogel mal anders

In der Aussparung des Kuppelkastens stand ein Greifvogel. Foto: © aktion tier Tierrettung München e.V.
Rettungseinsätze –

Samstagmorgen, 6 Uhr. Als die Mitarbeiter am Rangierbahnhof in der Truderingerstraße Wagons an die in dieser Nacht aus Hamburg angekommene Lok ankoppeln wollten, entdeckten sie einen gut getarnten blinden Passagier. In der Aussparung des Kuppelkastens stand ein Greifvogel.

Von Dr. Birgit Schwarzmann. Nun war guter Rat teuer. Ist das Tier verletzt? Wenn ja, wie schwer und vor allem, wer kann ihn da rausholen? Ein Anruf bei der Feuerwehr schaffte Klarheit: Holt die Tierrettung, die hilft euch!

Gesagt, getan. Ein Lokomotivführer erklärte sich bereit in seiner Frühstückspause der Tierärztin zur Seite zu stehen (schon alleine, da eine Privatperson nicht einfach so auf den Gleisen rumspazieren kann). Treffpunkt: das „Flügelrad“. Erst bei meiner Ankunft erkannte ich, dass es sich beim „Flügelrad“ um eine Gaststätte handelt. Dort wartete bereits ein sehr netter Herr der DB, der mir umgehend meine Gerätschaften abnahm und mich zum Gast ohne Fahrschein führte. Dieser ließ sich zum Glück relativ leicht aus seiner misslichen Lage befreien. Die Beine sichern, die Flügel anlegen, den Kopf einziehen und schon konnte man ihn durch die Öffnung holen. Sicher im Transportkäfig verstaut brachten wir ihn zum Rettungswagen, wo das geschwächte und unterkühlte Tier erst einmal eine stärkende Infusion erhielt. Der Bahnmitarbeiter war begeistert, einen Greifvogel aus dieser Nähe sieht man selten, und als er ihn, damit ich ihm die Infusion geben konnte, auch noch selbst halten durfte, war vergessen, dass er eigentlich in seiner Pause hatte frühstücken wollen.

Während der nächsten Einsätze konnte sich das Tier im Rettungswagen aufwärmen und neue Kräfte sammeln. Eine Fahrt Hamburg Altona - München Ost ist schließlich lange. Am frühen Nachmittag dieses Tages hatte er sich soweit erholt, dass ich ihn gemeinsam mit meinem Helfer Konstantin an der Panzerwiese in die neue Heimat entlassen konnte. Zu seinem Glück reiste er nicht in Fahrtrichtung, sondern war hinten auf die Lok aufgestiegen. Wir wünschen ihm viel Erfolg in seiner neuen Heimat.