Ein schmaler Spalt, eine große Gefahr: Kater Molly hatte Glück im Unglück
Ein aufmerksamer Nachbar hat wahrscheinlich das Leben von Kater Molly gerettet. Ihm war aufgefallen, dass im ersten Stock des Nachbarhauses eine Balkontür gekippt war – und darin eingeklemmt: ein roter Kater. Die Besitzerin war im Urlaub und niemand öffnete die Tür. Der Nachbar erkannte sofort die Gefahr und kontaktierte Polizei und Feuerwehr.
Noch bevor diese eintrafen, gelang es ihm mithilfe einer Leiter, das Tier eigenständig aus der misslichen Lage zu befreien. Die Einsatzkräfte verwiesen an die Tierrettung München, um eine schnelle medizinische Versorgung zu gewährleisten. Wir machten uns umgehend auf den Weg. Nach der Befreiung durch den Nachbarn war der Kater verängstigt und aufgeregt. Er versuchte wegzulaufen, konnte sich aber nicht normal bewegen und zog die hintere Körperhälfte bewegungsunfähig hinter sich her. Der Nachbar brachte ihn an einen ruhigen Ort, um ihn zu beruhigen und auf Hilfe zu warten.
Bis zu unserem Eintreffen war der Kater, der später als Molly identifiziert wurde, etwas stabiler – wach und aufmerksam, aber sichtlich traumatisiert. Gleich fiel auf, dass die hintere Körperhälfte stark beeinträchtigt war. Zwar konnte er die Beine inzwischen wieder leicht bewegen, aber stehen oder laufen war unmöglich. Die Vitalparameter waren insgesamt stabil. Die innere Körpertemperatur war reduziert, aber nicht kritisch. Beide Hinterbeine waren durchblutet, ein Puls war beidseits tastbar. Die hinteren Extremitäten waren zwar kühler als die Vorderläufe, aber nicht kalt oder gar bläulich verfärbt. Schmerzreaktion war vorhanden, was ein gutes Zeichen ist, und auch die Schwanzbewegung war erhalten. Die Untersuchung ergab eine beidseitige unvollständige Lähmung der Hinterbeine – eine Paraparese. Molly hatte also teilweise die Kontrolle über seine Hintergliedmaßen verloren. Aber zum Glück bestand Gefühl in den Beinen, und die Reaktionen zeigten, dass Nervenfunktionen zumindest teilweise erhalten waren.
Hinweise auf starke innere Verletzungen konnten anhand der Erstuntersuchung zum Glück nicht festgestellt werden. Dennoch war klar, dass Molly zur weiteren Behandlung stationär betreut werden muss und auch weitere Diagnostik notwendig war, um mögliche Folgeschäden auszuschließen. Zu den Maßnahmen vor Ort gehörten die Stabilisierung durch das Legen eines Venenkatheters, eine Infusion sowie die Gabe eines starken Schmerzmittels. Molly wurde nach der Erstversorgung von der Tierrettung München in die Tierklinik gebracht, wo er weiter betreut wurde. Inzwischen konnte auch seine Besitzerin, die zu dem Zeitpunkt im Urlaub war, erreicht werden. Sie zeigte sich sehr erleichtert und dankbar, dass ihrem Kater geholfen wurde – und dass Nachbarn und Tierrettung so schnell gehandelt haben. Kater Molly ist auf dem Weg der Besserung. Er frisst, ist stabil und kann selbstständig und kontrolliert Urin absetzen – ein wichtiges Zeichen für funktionierende Nervenbahnen. Zwar zeigte Molly noch Lahmheit und Schmerzen der Hintergliedmaße, doch die Prognose ist positiv und die Hoffnung groß, dass er sich vollständig erholen wird.
Mollys Fall zeigt einmal mehr, wie gefährlich eine gekippte Tür oder ein gekipptes Fenster für Katzen sein kann. Und sie zeigt auch: Aufmerksame Mitmenschen und rasche Hilfe können Leben retten